Arbeitsdruck und Kontrolle im Job fördern AfD-Sympathie
Studie stellt Zusammenhang zwischen der konkreten Ausgestaltung des Arbeitslebens und politischen Neigungen zum Rechtspopulismus her
Berlin. Eine empirische Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung stellt erstmals einen direkten Zusammenhang zwischen der konkreten Ausgestaltung des Arbeitslebens und politischen Neigungen zum Rechtspopulismus her.
Obwohl die meisten Bundesbürger ihre aktuelle Situation durchaus als zufriedenstellend bewerteten, hätten viele negative Zukunftserwartungen. Neben einem geringen Vertrauen in die demokratischen Institutionen spielen demnach konkrete Erfahrungen im Berufsleben eine wichtige Rolle als »Verstärker« von Sympathien zum rechten Populismus.
Für die Untersuchung befragten der Soziologe und Wahlforscher Richard Hilmer, die Soziologieprofessorin Dr. Bettina Kohlrausch, die Soziologin Rita Müller-Hilmer und der Politikwissenschaftler Jérémie Gagné im Januar und Februar 2017 rund 5000 volljährige Personen zu politischen Einstellungen, Wertorientierungen und Sichtweisen auf die Arbeitswelt.
Als Verstärker rechtspopulistischer Neigungen identifizieren die Forscher »ausgeprägte persönliche Zukunftssorgen« wie die finanzielle Absicherung im Alter oder die Zukunft der eigenen Kinder. 67 Prozent der AfD-Wähler hegen solche Sorgen, in der Gesamtbevölkerung sind es dagegen nur 46 Prozent.
Eine wichtige Rolle spielten aber auch Ängste und Frustrationen, die »vorrangig im Gefühl von Ohnmacht angesichts des technologischen Wandels wurzeln«. AfD-Wähler verbänden die »Zukunft der Arbeitswelt überdurchschnittlich stark mit Unsicherheit«, besonders »im Hinblick auf Fremdbestimmung, Überwachung und Rationalisierung«. Deshalb könne die AfD in kleineren Betrieben, in denen solche Entwicklungen »unmittelbarer erlebt werden als in großen Betrieben«, besonders viele Erwerbstätige für sich gewinnen.
Unter Wählern und Anhängern der AfD sind demnach Aussagen wie »Durch die Digitalisierung wird die Überwachung und Kontrolle meiner Arbeitsleistung immer größer«, »Ich stecke in unsicheren Billigjobs fest« und »Dass ich für meinen Arbeitgeber leichter erreichbar bin, bedroht mein Privatleben« weitaus verbreiteter als in der Gesamtbevölkerung. Die Zustimmung zu diesen Aussagen, so die Forscher, habe einen signifikanten Einfluss auf eine Wahl der AfD.
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