Wahlkampf statt Gerechtigkeit

Grit Gernhardt ärgert sich über ein halbgares Papier der SPD

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

»Lohnungleichheit verharrt auf historisch hohem Niveau!« Was wie eine Generalkritik der Opposition an der Regierungsarbeit der Großen Koalition klingt, ist tatsächlich Ergebnis eines Papiers des Bundeswirtschaftsministeriums. Eines Ministeriums also, das in den vergangenen vier Jahren unter Führung der Regierungspartei SPD einiges dafür hätte tun können, dass sich die Lohnungleichheit von ihrem historisch hohen Niveau entfernt.

Doch erst im Wahlkampf fällt den Sozialdemokraten das Thema soziale Gerechtigkeit wieder ein - mit einem Zehn-Punkte-Plan will man sich schnell noch als Arbeiterpartei verkaufen. Doch die Vorschläge bleiben erwartungsgemäß auf halber Strecke stehen, wenn nicht gar schon nach den ersten Metern. So fordert das Papier zwar, niedrige Einkommen zu entlasten sowie Kinderfreibeträge für Geringverdiener einzuführen; das eigentlich für die Ungleichheit verantwortliche Problem aber - ein Anstieg hoher Gehälter bei gleichzeitigem Kaufkraftverlust niedriger Einkommen - bedarf demnach keiner Lösung. Zumindest werden Ideen wie eine angemessene Besteuerung hoher Einkommen, die zu einer sozialen Umverteilung führen könnten, nicht einmal erwähnt. Ob dieser halbgare Plan hilft, das laut einer anderen Studie bei vielen Wählern vorhandene Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit zu erfüllen, darf bezweifelt werden.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.