So erfolgreich wie nie

Trainer Jamilon Mülders hat die deutschen Hockeyspielerinnen zurück in die Weltspitze geführt. Bei der EM stehen sie wieder im Halbfinale

  • Thomas Prüfer, Amsterdam
  • Lesedauer: 3 Min.

Als Jamilon Mülders nach den Olympischen Sommerspielen 2012 den Job als Bundestrainer übernahm, war es um die deutschen Hockeyspielerinnen schlecht bestellt. Während die Männer unter Erfolgscoach Markus Weise wie in Peking 2008 auch in London die Goldmedaille gewannen, wurden die als Edelmetallhoffnung angetretenen Frauen nur enttäuschende Siebte. Folge: Michael Behrmann musste gehen und den Regiestab übergeben. Mülders übernahm und stellt fünf Jahre später zufrieden fest: »Die Leistung ist wieder konstant sichtbar, der Auftrag von 2012 ist erfüllt.«

In der Tat: Bei der Europameisterschaft in Amsterdam stehen die Frauen nach dem 5:1-Sieg im letzten Gruppenspiel am Dienstag gegen Irland zum sechsten Mal in Serie bei großen internationalen Feldturnieren im Halbfinale. Gegner am Donnerstag sind dann die Belgierinnen, das Endspiel ist drin. Mülders macht aber klar: Es geht nicht nur um das nackte Ergebnis, sondern um die Entwicklung: »Egal, ob wir hier eine Medaille holen oder nicht: Dies ist die erfolgreichste Phase einer deutschen Frauenauswahl.«

Mülders gilt als Vater des (zurückgekehrten) Erfolgs, reklamiert diesen aber nicht für sich. Im Gegenteil: Er habe »Topmitarbeiter mit überragender Qualität« und Spielerinnen, denen er Vertrauen entgegen bringt, die ihm dieses aber auch zurückgeben. »Die Mädels trainieren wie die Schweine«, sagte Mülders in Amsterdam. »Bei Olympia in Rio waren wir athletisch, früher unser großes Problem, mit die Besten.« 2016 gewann sein Team die Bronzemedaille.

Was aber macht der impulsive Berliner anders als der eher als ruhiger Typ bekannte Vorgänger aus Hamburg? »Man muss die Mädels beteiligen, nicht alles vorgeben, nicht alles kontrollieren. Lässt eine sich hängen, schadet sie sich doch selbst. Dann ist sie nicht dabei«, betonte der ehemalige Nationalspieler, der 2002 den Weltmeistertitel gewann.

Nach dem Olympiadebakel 2012 leitete Mülders einen radikalen Umbruch ein, der mit dem EM-Triumph 2013 einen unerwartet raschen Erfolg brachte. Aber der Bundestrainer warnte auch vor Rückschlägen. Die kamen prompt 2014 mit Platz acht bei der Weltmeisterschaft und Rang sieben bei der der Champions Trophy. »Dieser Knick war wichtig. Da fehlten Struktur im Kader und das Verständnis untereinander.« Jung und Alt hätten daraus gelernt. »Vor der Leidenschaft der noch aktiven Rio-Fahrerinnen ziehe ich den Hut. Die nehmen die anderen toll mit.«

Mit im Schnitt 22,4 Jahren stellt Deutschland nun das jüngste EM-Team. Denn nach Rio war der nächste tiefe Schnitt fällig. Die starken Torfrauen Kristina Reynolds und Yvonne Frank, die seit zehn Jahren die Nummer eins unter sich ausgemacht hatten, hörten mit der Medaille um den Hals ebenso auf wie Julia Müller und weitere Routiniers.

Das übergeordnete Jahresziel wurde mit dem Lösen des Tickets für die Weltmeisterschaft in London 2018 dennoch souverän geschafft. Dazu reichte bei der World League der unter Mülders schon gewohnte Halbfinaleinzug. Am Ende waren beide DHB-Teams Zweite. Die Frauen gleichauf mit den Männern - das hätten nach Olympia 2012 die wenigsten für möglich gehalten. Bei der Europameisterschaft legten sie ob des Zeitplans sogar vor. Die Männer erreichten erst am Mittwoch nach einem 7:3 gegen Polen das Halbfinale. dpa/nd

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