Weitere Festnahme nach Terrorwarnung in Rotterdam

Polizei stoppt Lieferwagen mit Gasflaschen / Rockkonzert abgesagt / Spanische Justiz verhinderte Abschiebung des Imams Es Satty

  • Lesedauer: 2 Min.

Rotterdam. Nach dem Terroralarm in Rotterdam ist ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden. Ein 22-jähriger Mann wurde in der Nacht zu Donnerstag in der südlichen Region Brabant in Gewahrsam genommen, wie die Polizei mitteilte. Nach einem Hinweis der spanischen Polizei war am Mittwochabend in der niederländischen Hafenstadt ein Konzert der US-Rockband Allah-Las abgesagt worden.

In der Nähe des Veranstaltungsorts wurde ein Lieferwagen mit spanischen Kennzeichen gestoppt. In dem Wagen wurden mehrere Gasflaschen gefunden. Der spanische Fahrer, der unter Einfluss von Drogen oder Alkohol gestanden haben soll, wurde festgenommen. Er befindet sich nach Polizeiangaben weiterhin in Gewahrsam. In dem Lieferwagen und im Haus des festgenommenen Technikers, der eine Erlaubnis für den Transport der Gasflaschen besaß, wurden keinen belastenden Beweise gefunden. Die Ermittler sehen daher nach eigenen Angaben zurzeit keinen Zusammenhang mit der Terrorwarnung.

Der Vorfall ereignete sich weniger als eine Woche nach den Anschlägen in Spanien, bei denen 15 Menschen getötet und mehr als 120 weitere verletzt wurden. Die spanischen Behörden verfolgen bei ihren Ermittlungen auch Spuren ins Ausland. Bei den Anschlägen in Barcelona und Cambrils war unter anderem ein weißer Lieferwagen zum Einsatz gekommen. In einem von der Terrorzelle genutzten Haus südlich von Barcelona wurden Materialien zum Bombenbau und dutzende Gasflaschen entdeckt.

Unterdessen hat die spanische Justiz vor zwei Jahren eine geplante Abschiebung des Imams Abdelbaki Es Satty verhindert, der mit der Terrorzelle in Katalonien in Zusammenhang gebracht wird. Der Geistliche sei damals als ungefährlich und »arbeitsmäßig in Spanien verwurzelt« eingestuft worden, zitierte die spanische Zeitung »El Periódico« Gerichtsunterlagen.

Es Satty ist der mutmaßliche Kopf der Terrorzelle. Der 45-Jährige starb Polizeiangaben zufolge vor acht Tagen bei der Explosion des Hauses, in dem die Gruppe die Attentate geplant haben soll.

Es Satty stammt ursprünglich aus Marokko. Er hatte zum Zeitpunkt seiner geplanten Abschiebung gerade eine vierjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßt. Dieses Delikt habe aber »keine Bedrohung für die öffentliche Ordnung oder die Sicherheit der Bürger« dargestellt, entschied der zuständige Richter. Der Imam des katalanischen Ortes Ripoll sei um »eine Integration in die spanische Gesellschaft bemüht« gewesen. Es gebe keine Hinweise auf terroristische Aktivitäten, entschied das Gericht und annullierte die Abschiebungsanordnung. Agenturen/nd

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