»Operation Achilles« - NATO greift an

Afghanistan: 5500 Soldaten sollen Taliban vertreiben / Deutsche noch nicht im Einsatz

Die NATO-geführte Internationale Schutztruppe für Afghanistan - kurz ISAF - hat ihre seit langem angekündigte Frühjahrsoffensive gegen die Taliban im Süden Afghanistans begonnen. Unter dem Code-Namen »Operation Achilles« hatten erste Einheiten am Dienstag gegen 05.00 Uhr (Ortszeit) Stellungen in der Provinz Helmand bezogen. Die Operation, die bereits in den ersten Stunden bei der ISAF ein Todesopfer forderte, ist unbefristet.

Berlin/Kabul (ND-Heilig). Bereits vor neun Monaten hatten die US-Truppen eine Offensive mit rund 11 000 Mann in dem Gebiet gestartet. Nun treten 4500 britische, kanadische, niederländische und US-amerikanische ISAF-Soldaten und knapp 1000 afghanische Sicherheitskräfte zur bislang größten Offensive der NATO in Afghanistan an. Deutsche Soldaten sind derzeit angeblich nicht unter den Angreifern, ob und welche logistische Hilfe bereits geleistet wird, ist unklar. Strategisches Ziel der Operation sei - so ein ISAF-Sprecher - die Stärkung der afghanischen Regierung sowie die Fähigkeit, Wiederaufbau und wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen. Notwendig dazu ist die volle Inbetriebnahme des 1975 gebauten Kajaki-Staudamms. Die beiden Generatoren versorgen in gesicherten Zeiten die Städte Kandahar und Lashkar Gah sowie umliegende Gebiete mit Strom. Insgesamt könnten davon rund zwei Millionen Afghanen profitieren. Doch die Zentralregierung hat viele Teile von Nordhelmand nicht unter Kontrolle. Nach US-Aufklärungsergebnissen wählen auch die Taliban den Damm als militärisches Ziel. Bereits Anfang Februar war es deshalb zu dreitägigen harten Kämpfen zwischen 300 britischen Soldaten und Taliban-Einheiten gekommen. Trotz massiver Luftunterstützung blieb die Stadt Musa Qala, 25 Kilometer westlich des Staudammes, unter Taliban-Kontrolle. Der Gouverneur der Provinz, Asadullah Wafi, hatte nach den Kämpfen Pakistans Geheimdienst ISI beschuldigt, den Taliban Hilfe geleistet zu haben. Sicher ist auch, dass die Provinz Helmand Zentrum der Rauschgiftproduktion ist. Das UN-Drogen-Büro rechnet damit, dass die 2006er Rekordernte in diesem Jahr noch übertroffen werden könnte. Die Taliban haben ebenfalls eine Frühjahrsoffensive angekündigt. Rund 10 000 Kämpfer warteten auf entsprechende Befehle, sagte der Süd-Provinzen-Kommandeur Mullah Abdul Rahim im vergangenen Monat. Zudem stünden für den asymmetrisch geführten Krieg rund 2000 Selbstmord-Attentäter bereit. Weitere 3000 würden ausgebildet. Im vergangenen Jahr kamen die meisten Menschen seit dem von den USA bewerkstelligten Sturz der Taliban 2001 durch Gewalttaten vor allem im Süden des Landes ums Leben. Über 4000 wurden getötet, ein Viertel der Opfer waren Zivilisten. Mit Beginn der NATO-Offensive wurde die Website der Taliban vom Internetprovider in Pakistan gesperrt. Zumindest in Sachen Informationen ist also die NATO wirklich in der Offensive. Am Freitag werden die Bundestagsabgeordneten aufgrund vager Information über den Einsatz deutscher Tornados in Afghanistan entscheiden. Die Jets sollen Aufklärungseinsätze fliegen. Sie lösen britische Harrier ab, die nun als Jagdbomber verfügbar sind. Nach einer Umfrage der Internationalen Ärzte gegen Atomkrieg (IPPNW) sind 77 Prozent der Bundesbürger gegen den Tornado-Einsatz. Ein klares Nein zum verstärkten deutschen Engagement kommt bislang nur von der Linksfraktion, die ihre Anhänger für Donnerstagabend zur Protestkundgebun...

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