Herr Pflüger und sein Lieblingsbuch

Mit Hass auf Flüchtlinge und Einwanderer zur Jamaica-Koalition?

Als Protagonist des konservativen Klimaschutzes wurde der CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger jüngst in einer Zeitung interviewt. Könnte Berlin unter Pflüger vielleicht zum Vorreiter eines grün-schwarzen Bündnisses oder einer Jamaica-Koalition werden? Darum drehten sich die Fragen. Völlig untergegangen ist dabei ein Detail. Unter der Rubrik »Das ist Pflüger« heißt es dort, sein Lieblingsbuch sei Oriana Fallacis »Die Wut und der Stolz«. Ein Detail, das der Nachfrage bedurft hätte. Denn dieses Buch sorgt seit einigen Jahren für heftige Diskussionen. Die italienische Journalistin Oriana Fallaci, die in den 70er Jahren für ihre tabulosen Interviews mit den Mächtigen der Welt bekannt und geachtet wurde, hat sich zur Rechtskonservativen gemausert. Besonders deutlich wurde es in dem Buch »La rabbia et l'orgoglio«, das auf Deutsch unter dem Titel »Die Wut und der Stolz« zum Lieblingsbuch von Pflüger avancierte. Dort lässt die Autorin ihrem Hass auf Flüchtlinge und Einwanderer freien Lauf. Da überfluten Muslime Europa »und vermehren sich wie Ratten«. Fallaci weiß auch, wie man mit diesen Menschen umgehen soll: »In Reih' und Glied stellen, zu einem Hafen oder Flughafen schaffen und zurückschicken.« Die Liga gegen Rassismus und Antisemitismus wollte gemeinsam mit zwei weiteren Antirassismusorganisationen den Vertrieb des Buches in Frankreich per einstweiliger Verfügung untersagen lassen. Wegen eines Formfehlers des für den Antrag zuständigen Rechtsanwalts wurde das Verfahren eingestellt. Ob diese Diskussion an Pflüger vorbeigegangen ist? Kritiker ziehen eine Linie von Pflügers Vorliebe für dieses Buch zu seiner vehementen Ablehnung des Baus einer Moschee in Pankow-Heinersdorf. Pflügers Positionierung in dieser Frage hatte sogar in Teilen seiner Partei für Irritationen gesorgt. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger, in der sich die Moschee-Gegner zusammengeschlossen haben, dürften größtenteils die Lesegewohnheiten von Pflüger teilen. Schließlich malt Fallaci in dem Buch mit drastischen Worten aus, was passiert, wenn Einwanderern nicht Schranken gesetzt werden. »Und anstatt der Kirchtürme finden wir uns mit Muezzinen wieder, anstatt der Miniröcke finden wir uns mit Tschador oder Burka wieder, anstelle des kleinen Cognac finden wir uns mit Kamelmilch wieder.« Es wäre doch interessant zu wissen gewesen, ob Herr Pflüger von der CDU hiermit in Zukunft Wahlkampf machen will und wie mögliche P...

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