Das Party-Volk soll laufen

Tomas Morgenstern fragt nach der Verantwortung von Festveranstaltern

  • Lesedauer: 2 Min.

Was war das denn? Mehr als 30 Leute kollabieren in der Nacht zu Sonntag im heillosen Chaos am S-Bahnhof Hoppegarten, wo einige Tausend Besucher des Lollapalooza-Festivals auf ihren Rücktransport nach Berlin hoffen! Und das unter anderem, weil sich offenbar niemand ernsthaft überlegt hatte, wie man am Ende eines Massenevents einige Tausend Menschen zu später Stunde zügig von einer abgelegenen Pferderennbahn auf den Heimweg dirigiert, ohne großen Schaden anzurichten. Klar, man kann laufen - durch den Wald nach Friedrichs᠆hagen sind es gut zwei Stunden.

Möglichkeiten zum Bleiben, wie etwa in einem Camp wie bei anderen Open-Air-Festivals, waren in Hoppegarten nicht vorgesehen. Die Parkplätze waren limitiert - viel Platz bietet das kleinteilige Siedlungsgebiet Kraftfahrern schon an normalen Werktagen nicht. Folglich hatte der Verkehrsfunk den ganzen Samstag über Festivalbesuchern zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs geraten. Zu dumm, dass offenbar die S-Bahn nicht von ihrem Regelbetrieb auf der spärlich frequentierten S 5 abgewichen ist. Und die Shuttle-Busse, die das U-Bahn-Netz ansteuern sollten, waren weder der Masse der Besucher als Alternativangebot ausreichend geistig präsent noch den Ordnungskräften am S-Bahnhof.

Vielleicht war ja Hoppegarten, der neue Veranstaltungsort nach dem Ärger um den Treptower Park, auch ein Missgriff? Eher noch drängt sich der Eindruck mangelhafter Planung und Kommunikation auf. Der Veranstalter, der jetzt drei Mal in der Region üben durfte, hat seine Gäste am Ende sitzengelassen und Gefahren ausgesetzt. Zur Entschuldigung ist ihm eingefallen, dass so etwas schon mal vorkommen könne. Ich glaube, der kann’s einfach nicht.

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