Top-Angebot: Versicherung gegen Kidnapping

Ein Entführungsfall in Irak und weitere Drohungen beschäftigen die deutsche Politik

»Wir sind Teil eines weltweiten Gefahrenraums«, sagt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). »Und auch in Zeiten, wo es uns nicht betroffen hat, durften wir uns nicht der Illusion hingeben, als wären wären nicht genauso bedroht wie die Spanier, die Engländer oder andere auch.«

Das am Samstag im Internet veröffentlichte Video von der »Stimme des Kalifats« enthält neben dem arabischen Text, der von einem vermummten Sprecher in modernem Nachrichtenstudio verlesen wird, Untertitel, in denen die Position der Gruppe in fehlerfreiem Deutsch präsentiert wird. Der Bundesregierung wird in den Untertiteln vorgeworfen, sie habe ihr Volk angelogen, »als sie sagte, dass die Teilnahme der Deutschen bei den NATO-Truppen für den Wiederaufbau gedacht ist! Ihre größte Lüge war die Behauptung, dass sie ihre Soldaten nach Afghanistan schicken würden, um terroristische Angriffe in Deutschland zu vermeiden!« Ungewöhnlich ist die Ironie: Man zeigt die »Bild«-Zeitung mit dem Bericht über die Skandalspiele deutscher Soldaten mit Totenschädel. Dazu heißt es: »Die deutschen Medien berichteten über die Art und Weise, wie die deutschen Soldaten für Sicherheit sorgen.« Wer immer die Leute sind, die sich als »Stimme des Kalifats« ankündigten, es scheint nicht so, als würden sie im nahöstlichen Untergrund agieren müssen. Im Gegenteil. Die Forderung, dass auch Österreich seine Soldaten - es sind gerade fünf - aus Afghanistan abziehen müsste, deutet auf das Gastland hin, in dem die Kalifat-Sender-Macher ihr Video bastelten. Solche Videos sowie Entführungen, verbunden mit politischen Forderungen, führen regelmäßig dazu, dass sich Schwätzer und mehr oder weniger selbst ernannte Fachleute zu Wort melden. Während zuständige Stellen aus gutem Grund Stillschweigen bewahren, sind die »Exerten« mit Theorien über die mutmaßlichen Terroristen und deren Motive präsent. Das Video, so erfährt man zum TV-Frühstück, komme eindeutig aus dem Al-Qaida-Umfeld. Das klingt bedeutend, sagt aber kaum mehr, als dass Schnee zumeist im Bergland und dort auch nur in kalter Umgebung anzutreffen ist. Ebenso »bedeutsam« kommt der Vize-SPD-Fraktionschef im Bundestag, Walter Kolbow, daher. Er schließt nicht aus, dass auch die Entführung der deutschen Geiseln einen politischen Hintergrund hat. Immerhin hätten die vermutlich militanten Islamisten den Abzug der deutschen Truppen gefordert. Der Ex-Umweltminister und jetzt für Außenpolitik zuständige Grünen-Abgeordnete Jürgen Trittin vermutet dagegen, dass die Entführer der deutschen Geiseln in Irak mit den politischen Drohungen nur die Lösegeldforderungen nach obentreiben und zur pünktlichen Zahlung motivieren wollen. Derweil arbeitet der Krisenstab im Auswärtigen Amt. Dort hofft man vor allem auf den Bundesnachrichtendienst. Erfahrungsgemäß setzt der in solchen Entführungsfällen Residenten in Marsch, um bei Partnerdiensten, die in der islamischen Welt und speziell in Irak noch über Einfluss verfügen, Informationen und vielleicht auch gute Dienste zu erbitten. Es ist unwahrscheinlich, dass der BND selbst in Irak noch Vertraute mobilisieren kann, die indirekt eine Brücke zu Entführerkreisen aufbauen können. Wie man hört, hat sich der Dienst bei seinen traditionellen Mittlern durch eigene Ungeschicklichkeit unbeliebt gemacht. Das jedenfalls munkelte man nach den glücklich beendeten Entführungen von Susanne Osthoff und den beiden Ingenieuren aus der Wurzener Gegend, Thomas Nitzschke und Rene Bräunlich. Gerade im Fall Osthoff hat der BND offenbar so agiert, dass er jede - gerade im arabischen Raum - notwendige Glaubwürdigkeit eingebüßt hat. Und das beeinträchtigt natürlich die Reputation jener, die sich für deutsche Belange verwandt haben. Wie wehrt man sich gegen die Gefahr von Kidnapping? Es gibt nichts, was es nicht gibt. So bietet die Europäische Reiseversicherung gemeinsam mit der Nassau Versicherungen eine Spezialpolice gegen Entführung und Erpressung an. Das Angebot beinhalte finanzielle Absicherung plus Unterstützung bei der Befreiung eines Entführungsopfers, teilte das Unternehmen in der vergangenen Woche mit. Abgedeckt sind Hilfe und Schadenersatz bei Entführung, angedrohter Entführung, Freiheitsberaubung, Erpressung und Flugzeugentführung. Die Versicherung springt bis zu einer Summe von 25 Millionen Euro ein. Das Angebot richtet sich an Unternehmen und internationale Organisationen. Bei einer Entführung bietet die Versicherung Hilfen bei der Befreiung an. So kann den Angaben zufolge das Krisenberatungsunternehmen Corporate Risk International die Verhandlungen mit den Erpressern übernehmen und die Zu...

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