Frischluft aus dem Schlitz

Das größte Niedrigenergiehaus Deutschlands steht in der Lichtenberger Schulze-Boysen-Straße

Das Fenster zu öffnen, um zu lüften, ist Vergangenheit. Der moderne Mieter lebt in einer Wohnung mit integrierter Lüftungsanlage. »Die macht keine unangenehmen Geräusche, sondern sorgt für ein angenehmes Klima«, sagt Gudrun Höfs, Projektleiterin für den Umbau eines Lichtenberger Doppelwohnhochhauses zum größtem Niedrigenergiehaus Deutschlands. Durch Öffnungen in den Zimmerwänden, die aussehen wie kleine Lämpchen mit Milchverglasung, strömt jetzt 24 Stunden am Tag frische Luft. Sie wird in den Räumen umgewälzt und verlässt durch Schlitze in Bad und Küche die Wohnung. In einem großen Technikraum auf dem Dach des Hochhauses an der Schulze-Boysen-Straße 35/37 werden die Ströme gesammelt, vorgeheizt und verteilt. Für die mehr als 300 Mieter der beiden aneinandergebauten Häuser hat die gestern offiziell beendete Komplettsanierung durchweg Vorteile. Betrugen die »warmen Betriebskosten« vor den Bauarbeiten 1,10 Euro pro Quadratmeter, liegen die aktuellen Werte bei 0,65 Euro pro Quadratmeter. Ein ausgeklügeltes innovatives Technologie-System ermöglicht diese Einsparungen. Die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH beteiligte sich mit dem Projekt an dem bundesweiten Modellvorhaben »Niedrigenergiehaus im Bestand«. Durch das von der Deutschen Energie-Agentur mit dem Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen initiierte Pilot-Vorhaben sollen technische Standards zur Energieeinsparung erprobt werden. Alle 296 Wohnungen wurden innerhalb eines Jahres komplett saniert und modernisiert. Dazu gehören nicht nur neue Fliesen für Küche und Bad, komfortable Leitungssysteme und neue Aufzüge, sondern viele, nicht auf den ersten Blick sichtbare Details: So verfügen die Wohnungen jetzt über wassersparende Armaturen, WC-Anlagen, die pro Spülgang nur 4,5-Liter Wasser benötigen, relativ kleine Heizkörper mit Thermostatventilen und Kunststofffenster mit 3-Scheiben-Isolierverglasung. Zudem wurde das Gebäude von oben bis unten gedämmt, das heißt mit nicht brennbarer Mineralwolle »eingepackt«. Auch eine Fernwärme-Hausanschlussstation mit einem Blockheizkraftwerk-Modul ist jetzt vorhanden. Mit dem erzeugten Strom werden alle öffentlichen Hausbereiche beleuchtet. Und die Abwärme dient zur Trinkwarmwasser-Erzeugung. Acht Millionen Euro kosteten die umfangreichen Maßnahmen. »Die Mieter zahlen jetzt für ihr neues Zuhause monatlich 77 Cent pro Quadratmeter Modernisierungsumlage«, erklärte HOWOGE-Geschäftsführer Hans-Jürgen Adam. Die Durchschnittsmiete liegt bei 4,75 pro Quadratmeter. Der Jahrese...

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