Reklamemissbrauch am Ehrengrab

»Arbeitsgemeinschaft 13. August« bezieht Position am Haushofer-Gedenkstein

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Eine rote Backsteinmauer mit einem alten, schmiedeeisernen Tor in der Wilsnacker Straße in Tiergarten verweist auf eine unscheinbare Gedenkstätte. Sie erweckt kaum das Interesse der Vorbeiziehenden. Ein Blick auf den Innenhof verrät: Seit vielen Jahren schlummert das Areal in einem Dornröschenschlaf - bis auf eine grellgrüne Tafel neueren Datums. Die verwitterten Gedenksteine erinnern daran, dass die SS in den letzten Kriegstagen in der Nähe - an der Invalidenstraße / Ecke Alt-Moabit - etwa 550 Insassen des Moabiter Gefängnisses ermordete: Zivilisten, Militärangehörige und politische Gefangene. Unter ihnen der Schriftsteller, Diplomat und Geograf Albrecht Haushofer. Am 23. April töteten ihn die Nazis mit Genickschuss. Haushofer hatte sich in der Zeit des Faschismus zu einem Nazi-Gegner entwickelt. Die Nähe zum Hitler-Stellvertreter Heß und Nazi-Außenminister Ribbentrop schützte ihn vor Repressalien. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli wurde auch Haushofer gejagt und im Dezember 1944 in Bayern verhaftet. Den Tod vor Augen, verfasste er im Gefängnis seine »Moabiter Sonetten«, in denen er eindringlich Menschlichkeit anmahnt. Um ein Areal neben Haushofers Grab läuft ein jahrelanger Streit der »Arbeitsgemeinschaft 13. August« unter ihrer Führerin Alexandra Hildebrandt, die das private Mauermuseum in der Friedrichstraße betreibt. Sie möchte erzwingen, dass ihr vor drei Jahren gestorbener Mann Rainer Hildebrandt an dieser Stelle beerdigt wird. Die Beisetzung steht immer noch aus, die Asche des Verstorbenen lagert im Regal des Krematoriums Ruhleben. Doch seit 1945 ist auf der Gedenkstätte niemand mehr beigesetzt worden. Mit dem Reklameschild für die »Arbeitsgemeinschaft« soll eine Hintertür offengehalten werden, wenn sich in Berlin andere Mehrheitsverhältnisse bilden. Bis dahin, so scheint es, muss die Urne im Regal bleiben. Von Pflege und Erhaltung allerdings, wie es das Schild verspricht, ist an der Haushofer-Gedenkstätte sehr wenig zu sehen. Die Heidekrautpflanzen welken still vor sich hin, die Schriftzüge sind kaum noch zu erkennen. Um so besser allerdings das leuchtend grüne Schild des Mauermuseums als Blickfang in der G...

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