Arme Leute auf Bus und Bahn angewiesen

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Potsdam. Die Landesarmutskonferenz hat einen Aktionsplan gegen »Mobilitätsarmut« gefordert. Arme und ältere Menschen in ländlichen Regionen seien wegen mangelnder Verkehrsverbindungen oft bei Gesundheitsversorgung, Dienstleistungen und im gesellschaftlichen Leben stark eingeschränkt, erklärte das Bündnis aus Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Gewerkschaften, Vereinen und Initiativen am Dienstag in Potsdam. Deshalb müssten Standards geschaffen werden, mit denen Zielorte überall »in angemessener Zeit und zu angemessenen Preisen« erreicht werden können.

Ziel müsse sein, dass alle Menschen im Land an allen Tagen im Ein- bis Zwei-Stunden-Takt Zugang zu den Hauptachsen des öffentlichen Personennahverkehrs bekommen, erklärte die Armutskonferenz. In entlegenen Gegenden müssten außerdem verlässliche mobile Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote geschaffen werden.

Mobilität sei eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche und ökonomische Teilhabe, hieß es. Die Erreichbarkeit unter anderem von sozialer und gesundheitlicher Infrastruktur, von Einkaufs- und Begegnungsmöglichkeiten und von Kulturstätten sei lebensentscheidend.

Besonders in einem Flächenland wie Brandenburg sei eine tragfähige Mobilitätsstrategie von großer Bedeutung, erklärte Andreas Kaczynski, Sprecher der Landesarmutskonferenz. Die stetige Ausdünnung des öffentlichen Nahverkehrs habe gravierende Folgen vor allem für Menschen, die aufgrund von Alter, Krankheit oder geringem Einkommen über kein eigenes Auto verfügen. »Ohne Anschluss an den Nahverkehr rücken Arbeit, Ärzte, Ämter in weite Ferne«, betonte Kaczynski.

Das brandenburgische Mobilitätsticket für Einwohner mit geringem Einkommen reiche nicht aus, findet Kaczynski. Zwar seien durch bürgerschaftliches Engagement viele Initiativen wie Bürgerbusse, Mitfahrbänke und mobile Lebensmittelläden ins Leben gerufen worden, hieß es. Ohne professionelle Unterstützung und Fördergelder könnten solche Angebote jedoch kaum aufrecht erhalten werden, betonte Anne Baaske von der Armutskonferenz. Mitfahrbänke ermöglichen ein etwas bequemeres Trampen. Statt mit ausgestrecktem Daumen am Straßenrand zu stehen, kann man dort Platz nehmen und auf eine Mitfahrgelegenheit warten.

Der SPD-Landesvorstand kündigte am Dienstag an, sich für ein Modellprojekt »Gesundheitsbus« einzusetzen. Dabei könnten vollausgestattete mobile Arztpraxen nach Vorbild eines ab Januar 2018 in Nordhessen geplanten Projekts zur besseren medizinischen Versorgung in ländlichen Gegenden beitragen. »Wir wollen, dass die Arztpraxis künftig auch in die Dörfer kommt«, betonte SPD-Landeschef und Ministerpräsident Dietmar Woidke. epd/nd

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