Infrastruktur am Limit

Nicolas Šustr über fehlende Reserven und die Folgen

  • Lesedauer: 2 Min.

Keine Frage, das Sturmtief Xavier, das die Region vor zwei Wochen traf, war heftig. Noch heftiger waren die Auswirkungen auf die Infrastruktur. Wie direkt nach dem Krieg fuhr für Stunden gar nichts mehr auf den Straßen der Hauptstadt. Kein Bus, keine Straßenbahn. Dazu war noch der komplette Eisenbahnverkehr eingestellt. Zum wiederholten Male zeigte sich, dass nach Jahrzehnten neoliberalen Sparwahns die öffentliche Infrastruktur nur noch unter Idealbedingungen reibungslos funktioniert.

Natürlich blockiert ein auf den Gleisen liegender Baum oder eine heruntergerissene Oberleitung erst mal physisch des Betrieb. Aber früher hatten Bahn und Verkehrsbetriebe noch Reserven an Material und Mitarbeitern. Ein beschädigter Zug riss nicht gleich eine Lücke im Fahrplan, weil es einen Puffer gab. Und die Räumung und zumindest provisorische Instandsetzung von Strecken dauerte nicht Tage, sondern Stunden. Auch hier gab es eigenes Personal und Gerät, um den Betrieb am Laufen zu halten. Die ursprünglichen Uniformen der Eisenbahner mit ihren Schulterklappen verrieten es: Diese Infrastruktur war einst militärisch organisiert und auf die Bewältigung unvorgesehener Lagen eingestellt. Nun werden Privatunternehmen herbeigerufen, die natürlich auch betriebswirtschaftlich optimiert arbeiten. Nur selten gebrauchte Kapazitäten vorzuhalten ruiniert die Rendite.

Und wie jedes Mal versagte die Information. Die ganze sogenannte intelligente Technik funktioniert nämlich nur, wenn Mitarbeiter sie auch mit Daten füttern. Aber die sind ja zu teuer.

Die Infrastruktur muss wieder widerstandsfähiger werden, das will auch der Senat. Betriebsstabilität ist machbar. Sie kostet einfach mehr Geld.

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