Duales Studieren erweitert Praxisbezug

Landesregierung fördert die Verbindung von beruflicher Ausbildung und Hochschulstudium

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Das duale Studium ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Berufsausbildung mit einem Studium (Bachelorabschluss) kombiniert wird. Gab es vor vier Jahren erst zehn derartige Angebote im Land, so sind es mittlerweile 29, erklärte Wissenschaftsstaatssekretärin Ulrike Gutheil in Potsdam. Aus dieser Kombination ergäben sich drei Vorteile: für Studierende der große Praxisbezug, für die Hochschulen weitere attraktive wettbewerbsfähige Studienangebote, für regionale und kleine Unternehmen eine stärkere Anbindung der Studierenden.

Inzwischen bieten die meisten brandenburgischen Hochschulen duale Studienformate an - von der klassischen Betriebswirtschaftslehre über Maschinenbau bis zu den Pflege- oder Therapiewissenschaften. Weitere derartige Formate sollen im kommenden Jahr folgen. Dies sei, so Gutheil am Dienstagnachmittag vor der Presse, ein Beitrag zur Fachkräftesicherung. »Die 2016 gebildete ›Agentur Duales Studium Land Brandenburg‹ berät, vernetzt und koordiniert landesweit den Ausbau des Studienangebotes. Dafür stehen ihr zufolge bis 2019 insgesamt sechs Millionen Euro zur Verfügung«, erläuterte sie.

Lehrlingszahlen, die auf ein Drittel zusammengeschmolzen sind und wachsende Ansprüche an Kenntnisse im Umgang mit teurer Technik sind in der Tat Anlass, über Formen nachzudenken, wie Jugendliche im Bundesland gehalten werden können. Die Frage ist jedoch, ob das gelingt.

Franziska Kuhl arbeitet in der »Agentur Duales Studium«, die solche Ausbildungsgänge vermittelt und dabei berät. Das Ziel sei ausdrücklich, qualifizierte Fachkräfte in der Region zu halten. Auf diese Weise seien junge Menschen eng in die Betriebsprozesse vor allem auch im Management eingebunden. Laut Kuhl unterbreiten inzwischen unter anderem die Technische Hochschule Wildau und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) diese Angebote. Neuerdings kann der Beruf des Maurers, Zimmermanns, Betonbauers und Dachdeckers erlernt und gleichzeitig Bauingenieurswesen studiert werden. In 4,5 Jahren komme man so zu zwei Abschlüssen: dem Gesellenbrief und dem »Bachelor of Engineering/Science«. Im ersten Jahr erhalten die dualen Studenten berufspraktische und theoretische Kenntnisse im Unternehmen, in der Berufsschule und im Lehrbauhof der Handwerkskammern. Ab dem 2. Jahr beginnt parallel dazu das Studium. Doch geht es heutzutage beispielsweise im Pflegebereich weniger um mehr studierte Chefs als vielmehr um Pflegerinnen und Pfleger.

Aus Sicht der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) fehlte scheinbar selbst interessierten Betrieben der Mut oder auch die Bereitschaft, eine »verlängerte Ausbildungszeit« im Rahmen des Studiums in Kauf zu nehmen und auch die Vergütung dafür zu zahlen. Auch sorge es sie, dass die delegierten Lehrlinge am Ende als Hochschulabsolventen nicht zurückkehren oder nicht dauerhaft im Betrieb bleiben. Nicht selten haben sie die Erfahrung gemacht, dass sie mit beträchtlichem Aufwand und vergleichsweise hohen Kosten einen Lehrling/Studenten durch das duale Studium geführt haben - mit dem Ergebnis, dass dieser nach Abschluss vertragsgemäß genau ein Jahr im Unternehmen arbeitet, um sich dann selbstständig zu machen.

»Fachkräfte sind rar, die vorhandenen hart umkämpft«, bestätigt Kuhl. Sie im Unternehmen zu halten, sei nicht leicht, auch der Erfolg sei nicht selbstverständlich. Hier stehe das Unternehmen in der Pflicht, künftigen Absolventen zu zeigen, dass die Arbeit sich lohnt und ihn von den Aufstiegschancen zu überzeugen.

Informationen im Netz unter www.duales-studium-brandenburg.de

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