Projekt für Senioren in Gusow

  • Jeanette Bederke
  • Lesedauer: 2 Min.

»Die Schultern schön nach hinten ziehen und die Füße bis an den Po«, sagt Trainer Jan Krüger, und zehn ältere Damen in Sportbekleidung und Turnschuhen tun es ihm nach. Im Hintergrund des Feuerwehrhauses in Gusow (Märkisch-Oderland) läuft Schlagermusik, im Takt dazu werden Tennisbälle durch die Beine geschlängelt, Arme in die Höhe gestreckt und sogar Tanzschritte geübt. Die Gesichter röten sich zunehmend, erste Schweißperlen sammeln sich auf der Stirn. Dennoch halten die betagten Sportlerinnen im Alter zwischen 75 und 88 Jahren eine Stunde eisern durch.

Denn sie wissen, wofür sie sich einmal wöchentlich so quälen. »Das sieht so einfach aus, ist es aber meist nicht«, sagt Erika Schulz. Sie fühlt sich mittlerweile beweglicher, hat kaum noch Pro᠆bleme mit dem Gleichgewicht und verspürt auch wieder mehr Kraft, wie sie berichtet. Seit einem Jahr macht die 78-Jährige im Kurs »Ambulante Sturzprävention« mit und möchte das Training nicht missen. »Gestürzt bin ich noch nie, aber ich beuge ja auch vor«, sagt sie. Elli Fischkow hingegen, mit 88 Jahren älteste Sportlerin in der Runde, hat diese böse Erfahrung vor drei Jahren schon machen müssen. »Ich bin in der Wohnung ins Straucheln gekommen und dann war der Oberschenkelhals gebrochen«, erzählt sie. Inzwischen habe sie ein besseres Körpergefühl bekommen, stehe wieder sicherer auf den Beinen und auch mit der Konzentration laufe es besser, erzählt die Seniorin.

»Wir trainieren in den Bereichen Kraft, Balance, Koordination und auch Gedächtnis«, erläutert Übungsleiter Krüger vom Kreissportbund (KSB) Märkisch-Oderland. Dort war das inzwischen mehrfach preisgekrönte Projekt »Sturzprävention im Alter« vor mehr als zwei Jahren entstanden. »Angesichts des demografischen Wandels wollten wir etwas für Senioren auf dem Lande anbieten, die aufgrund ihres Alters nicht mehr in Sportvereinen trainieren. Sie sollen mobil bleiben, um möglichst lange selbstständig zu Hause leben zu können«, erzählt Geschäftsführerin Manja Lindner. Nach ihren Worten macht das Projekt inzwischen Schule. Auch im Havelland, im Raum Potsdam und in Fürstenwalde (Oder-Spree) gebe es erste Kurse zur Sturzprävention.

Damit die Kurse für die älteren Bürger kostenlos bleiben, suchte sich der KSB Partner - die Krankenkasse AOK Nordost, die ein ähnliches Programm bereits seit 2010 anbietet, die Sparkasse Märkisch-Oderland und das Kreisgesundheitsamt. Die große Resonanz bei den Senioren hat überrascht, sagt Lindner. »Es hat sich offensichtlich schnell herumgesprochen, dass die Übungen helfen.« dpa

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