BER-Chef: Terminal ist zentrale Sorge

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Alle Geschichten über den BER sind erzählt, sagen viele. Doch das Beispiel, das der Diplom-Ingenieur und Sachverständige Dirk Roth am Mittwoch im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses erzählte, ist für Außenstehende dennoch kaum zu glauben. Die FDP hatte Roth für die anberaumte Anhörung zum Flughafen BER benannt, über viele Jahre war Roth nach eigenem Bekunden dort in verschiedenen Funktionen tätig. Es gebe auf dem Flughafen, so der ehemalige Objektüberwacher, ein als Rettungsweg gekennzeichnetes Treppenhaus, durch das ein behinderter Mensch mit einem Rollstuhl allerdings sechs Etagen tief »wie ein Matchbox-Auto« fallen würde, weil der nächstfolgende Mensch den Rollstuhl anschieben würde und das Treppenhaus gar nicht als Rettungsweg taugt. »Es gibt in der Planung von 2012 jede Menge Mängel, die bis heute nicht beseitigt wurden«, behauptet Roth. Inwieweit die Expertise des Ingenieurs zutrifft, blieb am Mittwoch unklar.

Antworten erwarteten sich die Abgeordneten des Bauausschusses dagegen vom Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, der ebenfalls als Anzuhörender geladen war. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg erneuerte seine Ansage, dass er dem Aufsichtsrat des BER in der kommenden Sitzung Mitte Dezember einen Eröffnungstermin für den Flughafen nennen will. Und zwar nicht irgendeinen »Wunschtermin«, sondern einen belastbaren unternehmerischen. Soll heißen: Seit Amtsantritt Anfang März dieses Jahres hat Lütke Daldrup alle Risiken bewertet, notwendige Pufferzeiten berechnet und wirtschaftliche Fragen abgewogen. Zentrale Frage bleibt: Wann wird das Fluggastterminal fertig?

Dass es in diesem Teil »systemische Mängel« gebe, wie jüngst in den Medien berichtet, streitet Lütke Daldrup indes nicht ab. »Für uns war es keine Überraschung, dass in dem TÜV-Prüfbericht Mängel enthalten waren«, sagte der Flughafenchef. Vielmehr habe die Unternehmensführung den TÜV extra beauftragt, das »finale Prüfthema« am Mainpier Nord, den viele Experten für fertiggestellt hielten, zu untersuchen. Die flughafeneigene Objektüberwachung und die Firmen waren laut Lütke Daldrup dagegen nicht in der Lage, einen finalen Status zu beschreiben.

Dass der Flughafen BER niemals eröffnen wird, wies der oberste Geschäftsführer zurück: »Der Flughafen ist in weiten Teilen funktionsfähig«, sagte er.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -