Eine Straße wird zum Ostfriesenwitz

  • Lesedauer: 1 Min.

Bensersiel. »Guck mal, da schwimmt ne Mütz im Hochwasser!« »Nee, dat ist Jan Boll, der mäht bei jedem Wetter!« Ein oller Ostfriesenwitz der älteren Generation, der jene Böslinge erheitert, die den Menschen an der Nordseeküste Niedersachsens gern ein bisschen Döskoppigkeit unterstellen. Doch nun erheitert ein juristisch hochoffizieller Vorgang die ganze Republik, der durchaus wie ein Witz aus jener Nordregion anmutet. Eine gut zwei Kilometer lange Straße ist im ostfriesischen Bensersiel gebaut worden - und darf nicht benutzt werden, denn: Sie führt durch ein Vogelschutzgebiet! Rund 8,4 Millionen Euro hat der Straßenbau gekostet, erfolgt worden war er um den Verkehr zu entlasten. Weil dabei aber EU-Richtlinien in punkto Vogelschutz missachtet worden seien, darf dort niemand fahren. Deutschland teuerster Schwarzbau, hämen Spötter. Kurios nicht zuletzt: Das Grundstück, wo die Straße entstand, gehörte einem pensionierten Juristen. Er wurde enteignet, damit die Straße gebaut werden konnte. Nun ist die Sache vor der Verwaltungsgerichtsbarkeit anhängig. Und bald wird voraussichtlich entschieden, ob aus der Straße, die niemand befahren darf, wieder eine unberührte Fläche wird für Amsel, Drossel, Fink und Star. haju

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.