Container statt Schimmelbude

Damit die Wildtiervogelstation weiter machen kann, wurde eine Notlösung gefunden

  • Tim Zülch
  • Lesedauer: 3 Min.

Idyllisch gelegen im Wuhletal, nördlich vom Unfallkrankenhaus Berlin, liegt die einzige Wildvogelstation Berlins. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) pflegt hier Wildvögel wie Krähen, Elstern, Spatzen oder auch mal einen Habicht, die von Bürgern abgegeben werden. Wenn ein Überleben in freier Natur möglich scheint, werden diese vom Leiter André Hallau und seinem Team wieder ausgewildert.

Jetzt bestätigte ein im vergangenen Sommer in Auftrag gegebenes Gutachten den dramatischen baulichen Zustand des Gebäudes. Durch eine Absenkung des Fundaments sei es zu Rissen im Mauerwerk gekommen, außerdem gebe es eine »erhöhte Gesamtbakterienkonzentration im Dachgeschoss«. Aufgrund der maroden Bausubstanz wurde eine Räumungsverfügung für das Gebäude ausgesprochen. Jetzt sucht man im Bezirk Marzahn-Hellersdorf fraktionsübergreifend nach Möglichkeiten, den Betrieb der Station aufrecht zu erhalten, ohne den Bezirkshaushalt zu sehr zu belasten. Auch der auf dem gleichen Grundstück befindliche Gärtnerstützpunkt des Straßen- und Grünflächenamtes Marzahn-Hellersdorf kämpft mit Schimmelbefall, wobei das Gebäude an sich noch nutzbar ist.

»Die Wildvogelstation hat gesamtstädtische Bedeutung, darum sehe ich auch das Land in der Verantwortung«, sagte der zuständige Bezirksstadtrat Johannes Martin (CDU) in der Bezirksverordnetenversammlung. Er unterstrich die »wichtige Arbeit«, die hier geleistet werde. Das Bezirksamt habe durch die vergünstigte Zurverfügungstellung des Gebäudes allerdings bereits einen Anteil an der Finanzierung geleistet.

Rund 600 bis 800 Vögel werden jährlich bei André Hallau abgegeben. Seit 1998 besteht die Station am Standort. Die Pflege ist aufwendig, da vor allem bei Jungvögeln unregelmäßige Fütterung bis zum Tod des Vogels führen kann. Erst letztes Jahr wurden mehrere Volieren hinter dem Haus gebaut, in welchen die Vögel sich in Ruhe erholen können. Wichtig ist Hallau, dass Bürger, die einen Vogel gefunden haben, sich erst telefonisch melden, damit abgeklärt werden kann, ob der Vogel verletzt ist. Dann müsste er in die Kleintierklinik der Freien Universität nach Düppel gebracht werden oder ob der Ansprechpartner ein Tierschutzverein ist. Was beispielsweise bei Stadttauben der Fall ist, weil diese laut Definition keine Wildtiere sind, sondern verwilderte Haustiere.

Um die Arbeit trotz des maroden Gebäudes aufrechterhalten zu können, sollen nun übergangsweise Container aufgestellt werden. Ein Antrag beim Senat auf Mittel aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds (SIWANA) für einen Abriss und Neubau des Gebäudes wurden bereits beantragt.

Janine Behrens (LINKE) macht Druck. »Nun sind sowohl Bezirksamt als auch Senat gemeinsam gefragt, alle finanziellen und planerischen Maßnahmen für den Abriss und Neubau der Gebäude einzuleiten«, so Behrens. Auch Grüne und CDU unterstützen das Vorhaben und die Arbeit der Wildvogelstation. Cordula Streich (Grüne) bestätigt, dass die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz »die Finanzierung der erforderlichen Maßnahme für eine Investition aus SIWANA anmelden« wird.

Juliane Witt, Bezirksstadträtin der LINKEN, weist darauf hin, dass das Bezirksamt seit vielen Jahren mit der maroden Bausubstanz beschäftigt sei, aber bisher keine Mittel für die Sanierung bekommen habe. Vor fünf Jahren drohte der Wildvogelstation bereits einmal die Schließung, da die jährlich vom NABU benötigten 100 000 Euro nicht mehr durch Spenden aufgetrieben werden konnten. Seitdem finanziert der Senat die Station aus Landesmitteln.

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