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Fast 375 Milliarden Dollar für Mordwerkzeug

Die 100 größten Rüstungskonzerne, darunter deutsche Firmen, steigern Umsatz seit 2002 um 38 Prozent

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) lag 2016 das Gesamtvolumen der Waffenverkäufe und militärischen Dienstleistungen der weltweit einhundert führenden Rüstungsunternehmen bei 374,8 Milliarden Dollar (317,9 Milliarden Euro). Das ist eine Steigerung um 1,9 Prozent im Vergleich zu 2015. Gemessen an den Werten von 2002, als SIPRI mit dieser Exportanalyse begonnen hat, konstatieren die Forscher sogar ein Wachstum um 38 Prozent.

US-Konzerne sind mit Abstand die größten Profiteure. Auf sie entfallen knapp zwei Drittel der weltweiten Waffenverkäufe. Sie machten 2016 einen Wert von 217,2 Milliarden Dollar aus. Das entspricht einem Zuwachs von vier Prozent gegenüber 2015. Insbesondere US-Unternehmen hätten »jegliche Hemmungen verloren, ihre todbringenden Waren auch in Krisengebiete zu verkaufen«, kritisiert Stefan Liebich, Außenpolitikexperte der Bundestagslinksfraktion. So wird Saudi-Arabien, das derzeit in Jemen Krieg führt und generell die Auseinandersetzung mit der Regionalmacht Iran forciert, in den kommenden zehn Jahren US-Waffen für 350 Milliarden Dollar erhalten.

Europäische Firmen verkauften Gerät im Gesamtvolumen von 91,6 Milliarden Dollar. Das ist ein Zuwachs um 0,2 Prozent gegenüber 2015. Die acht unter den Top 100 gelisteten britischen Unternehmen legten insgesamt um zwei Prozent zu, ihr Anteil am Gesamtvolumen betrug 9,6 Prozent.

Überdurchschnittlich verdienten deutsche Unternehmen. Sie legten im internationalen Vergleich um 6,6 Prozent zu und erzielten einen Gesamtumsatz von sechs Milliarden US-Dollar. Die Auftragsbücher von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall sind übervoll. Beide streben nun Kooperationen insbesondere mit französischen Firmen an, um am von der NATO und der EU ausgelösten Rüstungsboom und an den von Brüssel ausgereichten Forschungsmitteln zu verdienen. Unter den von SIPRI gelisteten Unternehmen sind auch zwei transeuropäische Konzerne mit deutscher Beteiligung. Airbus, eine Firma, die durch die Pannen am Militärtransporter A400M Schlagzeilen macht, liegt auf Rang 7, MBDA belegt Platz 25.

Nicht erfasst in den SIPRI-Studien sind immaterielle und damit zumeist staatlich erbrachte Leistungen. Beispielsweise studieren an der Bundeswehr-Führungsakademie ständig rund einhundert ausländische Offiziere aus etwa 50 Nationen. Insgesamt haben bislang rund 3000 ausländische Militärs aus über 100 Ländern an der Hamburger Bildungsstätte gelernt. Auch an den Bundeswehr-Universitäten und den Offiziersschulen sowie im Ausland findet Wissenstransfer statt, der eine notwendige Ergänzung zu den Rüstungslieferungen ist.

Während Union und SPD am Montag kaum auf die SIPRI-Analyse reagierten, forderte Liebichs Linksfraktions-Kollegin Sevim Dagdelen von der Bundesregierung ein generelles Rüstungsexportverbot. Seite 7

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