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An der Kette

  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt Leute, die einen Weihnachtsmarkt oder irgendeinen anderen Rummelplatz besuchen, um Bier zu trinken, Lose zu ziehen, Blechbüchsen vom Regal zu schießen und die Geschmacksknospen mit Zuckerwatte und ähnlichen Erzeugnissen der chemischen Industrie zu strapazieren. Und sich im Vorübergehen am Gekreisch der Fahrgäste von Kettenkarussellen zu ergötzen, bei dem man nicht so genau weiß, ob es noch Spaß oder schon Entsetzen zum Ausdruck bringen soll. Kettenkarussell allerdings war früher - heutzutage heißen diese Fahrgeschäfte Star Flyer oder Sky Screamer. Zu eigen ist ihnen, dass sie die Mitreisenden - von denen wohlgemerkt niemand zum Einstieg gezwungen wurde - unter gellendem Sirenengeheul in die Höhe schleudern, mit 60 Stundenkilometern und mehr im Kreis herumwirbeln und den Mageninhalt der Passagiere durch Wellenbewegungen herausfordern.

Das Ganze ist ein Beispiel nutzloser Ingenieurskunst, wobei: Immer noch besser, als würden dieselben Fachkräfte irgendwelche Schießgeräte konstruieren. Zum Denken kommt man an der Kette kaum, und wenn doch, dann sollte man möglichst den letzten Marx-Lesekurs verdrängen, in dem das »Kommunistische Manifest« aufgefrischt wurde. Denn darin heißt es, die Proletarier hätten »nichts zu verlieren als ihre Ketten«. Manchmal wäre das durchaus fatal - Marx und Engels kannten eben den Star Flyer noch nicht. wh

Foto: Unsplash/Scott Webb

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