Einmal die Woche Weihnachten

Der Gesetzgeber muss den Sonntag besser schützen, meint Florian Haenes

  • Florian Haenes
  • Lesedauer: 1 Min.
Die Sonn- und Feiertagsarbeit in Deutschland hat sich innerhalb von 20 Jahren beinah verdoppelt. Dies bedeutet eine gnadenlose Zurückdrängung der Besinnlichkeit. Wenn sich daran nicht bald etwas ändert, schrumpfen Liebe und Nachdenklichkeit zur Weihnachtskuriosität.

Die Entwicklung erklärt sich ja nicht dadurch, dass Kirchen plötzlich mehr Pfarrer einstellen, Krankenhäuser ihr Personal aufstocken und sonntags mehr Polizeistreifen unterwegs sind. Nein, sie erklärt sich dadurch, dass man aufschiebbare Tätigkeiten fälschlicherweise für dringlich erklärt.

Die Boten müssen Amazon-Pakete nicht am Sonntag ausliefern. Der Einzelhandel muss nicht am Sonntag öffnen. Und der Anruf beim Call-Center kann auch bis Montag warten. Wer fordert, dass Beschäftigte für ihre Feiertagsarbeit besser entlohnt werden müssen, verortet das Problem an völlig falscher Stelle. Nicht die schlechte Bezahlung ist falsch. Es ist die Sonntagsarbeit selbst. Denn jeder Mensch braucht diesen Ruhetag.

Nur wer einmal die Woche zu sich kommt, kann auf Partner und Kind eingehen. Nur wer Gelegenheit zum Nachdenken hat, kann sich auf die Prüfungen vorbereiten, die ein jeder im Leben irgendwann bestehen muss. Es ist einfach unmenschlich, wenn man uns dafür die Zeit nicht lässt.

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