Der Atomknopf

Immer beim US-Präsidenten: ein Koffer mit atomaren Angriffsplänen

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Das neue Jahr begann mit einem Potenzvergleich zweier Halbstarker: »Der Atomknopf ist immer auf meinem Tisch«, drohte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un den USA in seiner Neujahrsansprache. Deren Präsident ließ das nicht auf sich sitzen und konterte via Twitter: »Kann jemand aus seinem ausgelaugten und ausgehungerten Regime ihm bitte sagen, dass ich auch einen Atomknopf habe«, um nachzulegen: »Aber er ist viel größer und mächtiger als seiner, und mein Knopf funktioniert!«

Es ist bekannt, dass die Präsidenten der USA, Frankreichs und Russlands mit solch einem Knopf ausgestattet sind um sicherzustellen, dass nur der durch die Verfassung legitimierte militärische Oberbefehlshaber, in der Regel der Präsident, einen Atomschlag befehlen kann. Eingeführt wurde der Knopf in den USA während der Regierungszeit von Dwight Eisenhower zwischen 1953 - 1961, in Russland erst in den 80er Jahren.

Im Fall der USA handelt es sich nicht um einen Knopf oder Schalter, der gedrückt den Abschuss einer oder mehrerer Atomwaffen auslöst. Es ist ein schwarzer Koffer, in dem sich das »Black Book« mit einem Verzeichnis aller nuklearen und nichtnuklearen Angriffspläne, Codes zu deren Anweisung, ein Notfallprotokoll sowie ein abhörsicheres Telefon befinden. Einer der fünf militärischen Begleiter des US-Präsidenten, die sich ständig in seiner Nähe aufhalten, trägt den Koffer bei sich. Auf Wunsch von Jimmy Carter gibt es inzwischen auch eine einseitige Zusammenfassung von Handlungsoptionen, an denen sich der Präsident orientieren kann.

Des weiteren erhält jeder US-Präsident eine checkkartengroße Plastikkarte mit Codes, anhand deren er sich gegenüber den Streitkräften als Oberbefehlshaber identifizieren kann. Kommt es zu einem Zwischenfall, könnte Donald Trump innerhalb von sechs Minuten den Einsatz vom Atomwaffen einleiten. Es wird vermutet, dass in den USA permanent etwa 430 Atomwaffen an Land und weitere 300 in U-Booten einsatzbereit sind. Jede von ihnen hat die Koordinaten mehrerer Angriffsziele gespeichert, in Nordkorea liegen davon bis zu 60.

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