Noch ein Wald soll Fraport weichen

Neuer Bürgerprotest im Rhein-Main-Gebiet

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.

Im jahrzehntelangen Widerstand von Anwohnern gegen den anhaltenden Ausbau des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens beginnt ein neues Kapitel. Initiativen und Lokalpolitiker rufen für Sonntag, den 7. Januar, zu einer Protestaktion in einem Waldstück unweit des südlichen Flughafengeländes auf, um die Öffentlichkeit auf einen drohenden erneuten Eingriff in die ohnehin schon stark beeinträchtigte Natur des Ballungsgebietes hinzuweisen.

Das als Treburer Oberwald bekannte Gelände liegt an der Autobahn A5 zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt. Hier sollen zwischen den Anschlussstellen Zeppelinheim und Mörfelden-Walldorf nach den Plänen des teilprivatisierten Flughafenbetreibers Fraport demnächst Rodungsarbeiten beginnen. Die Bäume müssen einer neuen Ausfahrt zur Baustelle für das künftige Terminal 3 am Airport-Südrand Platz machen. Nach offiziellen Angaben soll die Straße zunächst nur dem Baustellenverkehr dienen. Insider gehen aber davon aus, dass nach Inbetriebnahme des Terminals dort regulärer Verkehr rollen wird.

Die Planung für Terminal 3 war ursprünglich von den Ausbaubefürwortern mit dem rasant zunehmenden Flugverkehr gerechtfertigt worden. Nachdem das Wachstum jedoch geringer ausfällt als angenommen, setzt das Fraport-Management jetzt gezielt auf Billigflieger wie Ryanair, um den Ausbau überhaupt zu rechtfertigen. Die irische Airline startet dort bereits seit Frühjahr 2017. Offensichtlich unter dem Druck der Ryanair-Manager möchte Fraport jetzt in Windeseile den Bau eines Flugsteigs G vorziehen, der auf die Bedürfnisse von Billigfluggesellschaften zugeschnitten sein soll.

»Gerade diese Fluglinien sorgen dafür, dass reguläre Arbeitsplätze in schlecht bezahlte Jobs mit schlechten Arbeitsbedingungen umgewandelt werden«, kritisiert Cengiz Aslan vom LINKE-Ortsverband Mainspitze/Trebur das Geschäftsmodell und die Unterwürfigkeit der Fraport-Chefs gegenüber Ryanair, die sich in extra günstigen Gebühren ausdrückt.

Die Gemeinde Trebur hatte zuerst über viele Jahre den Verkauf ihres Oberwalds an Fraport abgelehnt. Doch ein Enteignungsverfahren und eine neue bürgerliche Mehrheit aus CDU und Freien Wählern seit der Kommunalwahl 2016 haben neue Tatsachen geschaffen. In den vergangenen Wochen waren ganz in der Nähe bereits mehrere Hektar Wald für die Erweiterung einer Kiesgrube gefällt worden. Weil der Wald gerade im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet jedoch zur Naherholung, als Lärmschutz und Luftfilter benötigt werde und die Lebensgrundlage für zahlreiche Tierarten bilde, fordern Initiativen seit langem den Stopp aller Rodungen. »Ob mit oder ohne Billigflieger, der Bau eines dritten Terminals ist nicht raumverträglich«, so Petra Schmidt von der Bürgerinitiative Mörfelden-Walldorf.

»Frankfurt macht mit im Dumping-Wettlauf um Billigflieger«, kritisiert die Umweltorganisation Robin Wood. Dies liege aber nicht im Sinne des Allgemeinwohls. »Das deutsche Flughafennetz hat bereits jetzt deutliche Überkapazitäten und daher besteht kein Bedarf für weitere Ausbauten«, argumentieren die Umweltschützer. Auch die Groß Gerauer Kreistagsabgeordnete Christiane Böhm (LINKE) hält den Ausbau für überflüssig. Der Flugverkehr im Kurz- und Mittelstreckenbereich könne massiv reduziert werden, zumal viele Strecken im Inland und ins benachbarte Ausland heutzutage mit schnellen Zügen genauso schnell zurückgelegt werden könnten wie mit dem Flieger, so Böhm.

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