Nikolaiviertel steht unter Denkmalschutz

In den 1980er Jahren wieder errichtetes zentrales Stadtquartier wurde als wertvoll in Liste aufgenommen

  • Karl Hoffmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Vorhaben der Stadtplaner ging auf. Bis heute ist das Nikolaiviertel besonders unter Touristen beliebt. Konzerte, Kiezführungen und Spaziergänge zeigen, dass das Quartier an der Spree als historischer Ursprung Berlin in zahlreichen Veranstaltungen gewürdigt wird.

Ab sofort wird das in den Jahren zwischen 1983 und 1987 unter anderem nach der Plänen der Architekten Günter Stahn, Rolf Ricken und Heinz Mehlan wiederaufgebaute Wohn- und Geschäftsviertel zudem unter einen besonderen Schutz gestellt: Am Donnerstag nahm das Landesdenkmalamt das Nikolaiviertel in Mitte in die Berliner Denkmalliste auf - einzelne Teile des Quartiers wie die markante mittelalterliche Nikolaikirche, die dem Viertel seinen Namen verlieh, oder einzelne Gebäude des Ensembles, standen bereits seit längerem auf der Liste der Kulturdenkmale des Bezirks Mitte.

Berlins Vizeregierungschef und Kultursenator Klaus Lederer (LINKE), zu dessen Ressort auch der Denkmalschutz zählt, begrüßte die Neuregelung: »Das Nikolaiviertel hat hohen städtebaulichen, architektonischen und künstlerischen Wert als Zeugnis eines Umdenkens in der Stadt- und Architekturentwicklung in den letzten Jahren der DDR«, erklärte Lederer in einer am Donnerstag verbreiteten Pressemitteilung. Aus seiner Sicht sei das Nikolaiviertel vergleichbar mit den Anlagen der Internationalen Bauausstellung (IBA) in West-Berlin, von der wichtige Bauten in Kreuzberg seit 2015 ebenfalls unter Schutz stünden. In Berlin, sagte Lederer, könne man vor Ort studieren, wie sich vor dem Mauerfall in beiden Systemen ähnliche Konzepte durchsetzten, den politischen Unterschieden zum Trotz.

Wie die veränderte Stadtentwicklungspolitik im Westen, wo man von Flächenabrissen und großmaßstäblicher Neubebauung immer mehr Abstand nahm, steht auch das Nikolaiviertel in Ost-Berlin als Beispiel für eine veränderte Baupolitik. Denn auch in der DDR besann man sich stärker auf die urbane Qualität gewachsener Stadtteile zurück. Nicht nur in Berlin begann man deshalb in den 1980er Jahren kriegszerstörte oder vernachlässigte Innenstadtquartiere durch kleinteilige, angepasste Bebauung zu schließen. Aus Sicht des Landesdenkmalamtes erreichte diese »traditionsbetonte Stadtreparatur« aber nirgends die Vollständigkeit und die Einheitlichkeit des Nikolaiviertels in Mitte. Dort war auf dem angepassten Stadtgrundriss der Vorkriegszeit rund um die wiederaufgebaute Nikolaikirche eine sogenannte Traditionsinsel aus Nachbauten historisch prominenter Bauwerke wie etwa dem Ephraim-Palais, der Gaststätte »Zum Nußbaum« oder dem Lessinghaus errichtet worden. In dem Viertel wurden auch 800 Wohnungen errichtet, deren Betonfassaden durch historisch wirkende Gestaltungselemente und Giebel an die Traditionsbauten angepasst wurden. Das Viertel wurde zum Jubiläumsjahr 1987 fertiggestellt.

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