Neuer Anlauf für mehr Badespaß
Die Berliner Bäder-Betriebe wollen mit neuen Angeboten wieder mehr Besucher locken
16,5 Millionen Euro wollen die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) dieses Jahr in Instandhaltung und Sanierung ihrer Bäder investieren. Das teilten die beiden Vorstände Annette Siering und Andreas Scholz-Fleischmann am Dienstag mit. Dies bedeute allerdings auch, dass sich Schwimmfreunde wieder auf Schließungen einstellen müssen, wie Siering sagte. Dabei handele es sich um die Schwimmhalle Hüttenweg in Dahlem, das Stadtbad Lankwitz und die Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz, die ab Sommer für einige Monate geschlossen werden.
Auch die Sprunganlage im Europa-Sportpark werde im Sommer einige Wochen ausfallen. Akut müsse auch das Spreewaldbad wegen mangelnder Wasserqualität geschlossen werden. »Das Bad wird leider diese Woche nicht mehr öffnen«, sagte Siering.
Der Sanierungsstau bei den Berliner Bädern ist hoch. Das sieht auch der zuständige Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) so: »Wir haben lange Mangelwirtschaft betrieben. Die Technik ist vielerorts veraltet.«
Der Senat habe beschlossen, die Zuschüsse in diesem Jahr auf 51,1 Millionen Euro und 2019 auf 52 Millionen Euro zu steigern. Auch steigende Investitionsmittel sind eingeplant, so Gaebler. Außerdem sei es bei Schließungen von Bädern zu »Kommunikationsmängeln« gekommen, und Badegäste hätten vor verschlossenen Türen gestanden. Für dieses Jahr verspricht Gaebler den Berlinern »verlässliche Öffnungszeiten«.
Das letzte Jahr war kein gutes Jahr für die Bäderbetriebe. Der verregnete Sommer habe für ein ordentliches Minus bei den Besucherzahlen gesorgt. »Die Besucherzahlen lagen 2017 unter dem Vorjahr«, konstatiert Siering. Hinzu seien zahlreiche unvorhergesehene Bäderschließungen gekommen. Neben einem Sturm, der Dutzende Bäume im Sommerbad Pankow entwurzelte, sorgten vergangenes Jahr abfallende Fliesen am Helene-Weigel-Platz und Legionellen in Lankwitz für teilweise mehrwöchige Schließungen. Ein weiterer Grund dafür, dass Bäder nicht öffnen konnten, sei Personalmangel gewesen.
Dieses Jahr habe allerdings sehr gut begonnen, so Siering weiter: »In den ersten drei Wochen haben wir 33 000 Besucher mehr als letztes Jahr. Das ist eine Steigerung von 20 Prozent«.
Zu einer weiteren Steigerung der Attraktivität und der Besucherzahlen soll auch eine neue Tarifstruktur beitragen. »Teilweise haben wir die Tarife deutlich gesenkt«, erklärte Vorstand Scholz-Fleischmann. So können Familien mit einem Kind ab Februar bereits für neun Euro den ganzen Tag Spaß haben. Dementsprechend heißt das neue Angebot nicht mehr Familienkarte, sondern nun »Badespaß«. Auch die Jahreskarte wird deutlich günstiger. Allerdings werden in Freizeitbädern wie in Schöneberg ab Februar Zeitbegrenzungen eingeführt, womit die Tageskarte dann für Erwachsene 10 Euro statt bisher 7,50 Euro kosten wird.
Um dieses Jahr Bäderschließungen wegen Personalmangels zu vermeiden, seien 2016 bereits 30 neue Stellen geschaffen und mittlerweile auch besetzt worden. Einer Studie der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di von 2017 zufolge fehlen derzeit 200 Fachkräfte in Berlin. »Qualifizierte Kräfte sind am Markt nicht so einfach zu finden«, sagt Staatssekretär Gaebler. »Wir haben begonnen, wieder vermehrt selbst auszubilden«, erwidert Annette Siering. Man werde im Sommer 80 Saisonkräfte zusätzlich einstellen, um bei gutem Wetter auch erweiterte Öffnungszeiten anbieten zu können. Außerdem wolle man ab diesem Jahr Verbünde von je drei Bädern bilden, die dann einen gemeinsamen Dienstplan erstellen sollen. »Wir hoffen so, in diesem Jahr Ausfälle minimieren zu können«, erklärte Vorstand Scholz-Fleischmann.
Dieter Korte, der bei ver.di für die Bäderbetriebe zuständig ist, sieht die Situation dennoch kritisch. »Die Stimmung bei den Angestellten ist seit Jahren schlecht«, so Korte zum »nd«. Nach wie vor gebe es Probleme mit den Dienstplänen, die oft »nicht hinhauen«, weil beispielsweise statt eines Namens »N.N.« eingetragen sei. Außerdem gebe es eine hohe Krankenrate. »Viele Beschäftigte sind es leid, ständig wegen Personalmangels oder Sanierungsarbeiten von einem zum anderen Bad wechseln zu müssen«, kritisierte Korte.
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