Scherbendemo

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 1 Min.
Mit dem Ausdruck »Scherbendemo« ist eine theatralische Aufführung von Konditionalbeziehungen gemeint: »Wenn …, dann …!« - ausgerichtet von einem Gewalt gegen Sachen befürwortenden Linksbewegungsbereich. Im Unterschied zum situationsbezogenen und eigendynamischen »Riot« verbindet sie die Verursachung erheblicher Sachschäden mit einem in der Regel sehr konkreten Anliegen und hat damit einen mehr utilitaristischen als symbolischen Charakter. In der Rückschau muss man der »Scherbendemo« wohl zugestehen, dass sie im Unterschied zum »Riot« eine relativ erfolgreiche Form Pflastersteine verwendender Straßenpolitik darstellt: So wurde etwa die in den späteren 1990er Jahren vom damaligen Berliner Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) ins Werk gesetzte Welle von Räumungen besetzter Häuser nicht zuletzt durch eine Serie von Scherbendemos in Friedrichshain gestoppt. Der relative Erfolg dieser Wenn-Dann-Gewalt hat sich auch international herumgesprochen: So sind zum Beispiel die in jüngeren Jahren vermehrt auftretenden sogenannten Preisschild-Aktionen rechtsradikaler jüdischer Militanter in den von Israel besetzten Gebieten eine Adaption des Prinzips der Scherbendemo. ves

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

Mehr aus: Das APO-Lexikon