Es ist noch Platz im Agentensumpf

Wer hat wem welche BKA-Akten verkauft? Der »Focus« wehrt sich gegen Anschuldigungen

Agenten sind auch nur Menschen, so wie Journalisten. Verheerend jedoch, wenn beide zur Spezies der Nachrichtenhändler mutieren.

Wenn eine Sache gar zu undurchsichtig ist, nimmt man sich den »Spiegel« her und lässt den Bericht durch »Bild« inhaltlich verschlanken. Dort liest man im aktuellen Fall: »Wirbel um das Münchener Nachrichtenmagazin "Focus". Ein Ex-Mitarbeiter der Redaktion soll drei Beamte der Staatsschutzabteilung des Bundeskriminalamtes (BKA) zu einer Sexorgie mit seiner Ehefrau eingeladen haben...« »Dann«, so zitiert man eine im »Spiegel« versteckte Aussage des einstigen Star-Privat-Agenten Werner Mauss, »haben sie seine Frau von allen Seiten gebumst, und dies alles hat er mit Genehmigung der Beamten fotografiert.« Danach soll der Ex-»Focus«-Mitarbeiter die Beamten mit den Fotos zur Herausgabe von Akten erpresst haben. »Einer der Fahnder hat sich wenig später erschossen!« Das war's - glaubt man »Bild«. Doch in der Sache spielen noch ein paar andere Figuren und Fakten mit. Da wären erstens die »Focus«-Chefredaktion und der Redakteur Josef Hufelschulte. Die wollen das BKA, den NDR (der das Thema etwas ungeschickt aufgegriffen hatte) und Werner Mauss verklagen. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde richtet sich gegen den BKA-Chef Zierke. Geschieht ihm irgendwie recht, warum hat seine Truppe den Mauss wieder an Bord geholt. Nach einem verpatzten Kolumbien-Einsatz war der vor über zehn Jahren in Ungnade gefallen. Angeblich sollte Mauss nun das Leck finden, durch das immer wieder geheime Informationen aus dem BKA abflossen. So kam er in engeren Kontakt mit Hufelschulte. Über Jahre habe er »Indizien zusammengetragen, damit man den- oder diejenigen enttarnen kann, die mich und die innere Sicherheit dieses Landes gefährden. Das Ganze fing doch damit an, dass der "Focus"-Redakteur Hufelschulte mich erpresst hat, weil er Informationen, die ich dem BKA streng vertraulich mitgeteilt hatte, nur wenige Tage nach meiner Aussage in den Händen hielt und nur gegen Geld von einer Veröffentlichung absehen wollte, die für mich und meine Familie lebensgefährlich war.« Sagt Mauss. Hufelschulte bestreitet das. Es ist anzunehmen, dass Mauss seine Behauptungen beweisen kann. Andererseits ist auch Hufelschulte kein Anfänger. Seit Langem ist er bestens mit dem BND bekannt. Vor allem in Person des Ex-Abteilungsleiters Foertsch, der mit ihm 50 Telefonate und acht Treffen aufgelistet hat und dafür 75 000 Euro verbraucht haben will. Seltsame Relation, sieht man Hufelschulte - wie er sich - als Opfer seiner geheimen Informanten, die ihn gnadenlos bespitzelten. Doch damit und mit vergleichbaren Fällen wird sich noch der Bundestagsuntersuchungsausschuss befassen. Im Februar packte Mauss dann einen Ordner auf den Bürotisch von Wolfgang Bosbach, Vize-Unionschef der Bundestagsfraktion. Vermutlich hoffte er, in ihm einen Gönner zu finden, wie es weiland der Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer (heute MdB-CDU) gewesen ist. Doch Bosbach entsorgte die heißen Papiere - Verschlusssachen aus dem BKA, dem Verfassungsschutz und dem Kanzleramt - einfach bei der Bundesanwaltschaft. Die Papiere stammen angeblich aus einem Schließfach in München, das Hufelschulte genutzt haben soll. Woher er sie hat? Von einem Mann, den der Journalist nur den »Handlungsreisenden« nennt. Wer das ist? Eine verwegene Theorie hat mit Greve und Nordwalde zu tun. Die beiden Orte liegen beieinander. In einem wohnen die Eltern von Hufelschulte, die andere Gemeinde ist die Heimat von August Hanning , einst BND-Chef, jetzt (politisch angeschlagener) Innenstaatssekretär. Ob Beziehungen so simpel sind? Mauss mag nicken, denn er will weitere Indizien für die Hanning-Handlungsreisenden-Theorie...

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