Erstes duales System ist pleite
Bonn. Nach dem ersten Insolvenzantrag eines Anbieters des dualen Systems in Deutschland ist die Abholung von Verpackungsmüll nach Angaben des zuständigen Rechtsanwalts gesichert. »Die Entsorgung ist zu keinem Zeitpunkt gefährdet«, sagte der Sanierungsexperte Rüdiger Weiß.
Es geht um die Europäische Lizenzierungssysteme GmbH (ELS) mit Sitz in Bonn, die Mitte März beim Amtsgericht Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung gestellt hatte. Die Tochter der Finanzholding Ascon ist eines von zehn dualen Systemen in Deutschland, die im Auftrag des Handels und der Hersteller die Entsorgung von Verpackungsabfall organisieren. Das bekannteste System ist der Grüne Punkt mit einem Marktanteil von etwa 50 Prozent im Jahr 2016.
ELS, das als erstes dieser Unternehmen in die Insolvenz gerutscht ist, hatte zuletzt in sechs Prozent der deutschen Sammelgebiete die sogenannte Ausschreibungsführerschaft - dort vergibt es Aufträge an Müllabfuhren. Sachwalter Weiß ist zuversichtlich, dass sich ein Investor findet. Die Perspektiven des Unternehmens seien gut, sagte der Jurist.
Schon vor dem Insolvenzantrag habe es Übernahmegespräche gegeben, die sich aber zu lange hinzogen, sagte Weiß. Nun würden die Verhandlungen weitergeführt. Wer zu den Interessenten zählt, wollte er nicht sagen. Möglicherweise gehört der Entsorgungsriese Remondis aus Lünen dazu: Der größte deutsche Recyclingkonzern mit einem Jahresumsatz von zuletzt gut sechs Milliarden Euro wollte laut Branchenkreisen den Grünen Punkt übernehmen, was auch an kartellrechtlichen Bedenken scheiterte.
Die dualen Systeme sind schon seit langem unter Druck. Sie werden von Handelskonzernen oder Lebensmittelerzeugern für die Abholung des Abfalls bezahlt, womit die Systeme wiederum Müllabfuhren beauftragen. Sie sammeln jedoch mehr Abfall ein als bezahlt wird. Es gebe »Trittbrettfahrer«, die Abfall ins System brächten, dafür aber nicht bezahlten, führte ELS im Insolvenzantrag an. dpa/nd
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