Kambodschas mörderisches Geschäft mit dem Tropenholz

Umweltschützer, die gegen illegalen Raubbau aktiv werden, leben gefährlich

  • Marta Kasztelan, Phnom Penh
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Naturreservat von Keo Seima gehört zu den Gegenden, von denen es auch in Südostasien nicht mehr allzu viele gibt. Im dichten Urwald von Kambodscha, weitab von der Hauptstadt Phnom Penh und den Tempeln von Angkor Wat, an der Grenze zu Vietnam, kann man sogar noch Tiger finden. Aber auch den Tod. Wie die drei Männer, die zuletzt auf Patrouille gegen das illegale Abholzen von Tropenholz erschossen wurden. Zwei Förster und ein Umweltschützer - sie wurden vermutlich Opfer einer mächtigen Holzmafia.

Warum genau das Trio Ende Januar getötet wurde, ist bis heute nicht geklärt. Bekannt ist, dass die drei Männer Kettensägen und Motorräder von Holzfällern, die dort ohne Genehmigung unterwegs waren, beschlagnahmt hatten. Dann starben sie durch Kugeln, die aus den Gewehren der Grenz- und Militärpolizei kamen. Inzwischen wurden sechs Verdächtige verhaftet. Es gibt aber Zweifel, ob es sich bei ihnen tatsächlich um die Täter handelt.

Auf jeden Fall zeigt die Geschichte, zu welch mörderischem Geschäft die illegale Rodung von Kambodschas Wäldern inzwischen geworden ist. Umweltschützer berichten von einer höchst korrupten Verbindung aus Holzfällern, örtlichen Behörden und der Armee. Häufiger schon wurde beobachtet, dass Soldaten Wache stehen, wenn die Kettensägen verbotenerweise zum Einsatz kommen. Den Rangern, die das eigentlich verhindern sollen, ist es verboten, Waffen zu tragen.

In dem südostasiatischen Staat hat die Abholzung der Regenwaldes gewaltige Dimensionen angenommen. Nach einer Studie des Online-Portals »Open Development Cambodia« waren 1973 noch 72 Prozent der Landesfläche bewaldet. 2014 waren es noch 48 Prozent. Satelliten-Aufnahmen zeigen, dass es inzwischen noch schlimmer geworden ist. Die Umwelt-Agentur Environment Investigation Agency (EIA) mit Sitz in London legte kürzlich Beweise vor, dass auch in Schutzgebieten illegal Tropenholz geschlagen wird.

Meist wird das Holz dann über die Grenze nach Vietnam transportiert, dort zu Luxusmöbeln verarbeitet und dann weiter nach China gebracht. In der Volksrepublik gibt es einen riesigen Markt für teure Reproduktionen von Möbeln der Qung- und Ming-Dynastien. Die EIA schätzt ihn auf insgesamt zwei Milliarden Dollar. Seit Länder wie Thailand den Export von Tropenholz verboten haben, konzentriert sich die Nachfrage auf Kambodscha und Myanmar.

Kambodschas offizielle Regierungslinie ist, dass das illegale Abholzen beendet werden muss. Der autoritäre Ministerpräsident Hun Sen, der seit mehr als drei Jahrzehnten an der Macht ist, setzte vergangenes Jahr eine Sondertruppe ein, die die Holzmafia bekämpfen soll. Dazu sollen von Hubschraubern sogar Raketen abgefeuert werden dürfen. Bislang wurden aber keine größeren Erfolge bekannt. So manchem Holz-Magnaten werden enge Beziehungen zur Regierungspartei nachgesagt. Den Tod der drei Männer in Keo Seima nennt das Umweltministerium einen »Einzelfall«.

Umweltschützer sind da ganz anderer Ansicht. Die EIA vermutet, dass korrupte Staatsdiener am illegalen Holzhandel kräftig verdienen. Pro Kubikmeter soll es bis zu 45 Dollar geben. Die Oppositionspolitikerin Mu Sochua äußerte sich via »Phnom Penh Post« ebenfalls überzeugt, dass viele Millionen Dollar Bestechungsgeld in die Taschen von höher gestellten Beamten bei Provinzbehörden, Armee und Polizei wandern. »Und zugleich sind einfache Soldaten, Grenzkontrolleure und Förster zum einfachen Ziel geworden.«

Der Asien-Experte Phil Robertson von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sagte: »Kambodscha ist von einer seuchenartigen Vetternwirtschaft aus Magnaten und Investoren befallen, die von einflussreichen Beamten unterstützt werden und so tun, als ob sie über dem Gesetz stünden.« Der Tod der drei Männer sei kein Einzelfall, sondern Teil einer gezielten Einschüchterungskampagne.

Tatsächlich wurde 2012 schon einmal ein Umweltschützer erschossen: ein Mann namens Chutt Vuthy, der zwei Journalisten bei einer Recherche über illegale Abholzungen begleiten wollte. Dafür verurteilt wurde nie jemand. Als jedoch ein Dokumentarfilm über den Fall gezeigt werden sollte, verboten die Behörden die Ausstrahlung ohne zu zögern. dpa/nd

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