Partnerspiel, Partnertreff

Katja von der Warth: Doppelkopf ist eine spannende psychologische Übung

  • René Gralla
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Regeln bei Skat einerseits und bei Doppelkopf andererseits weisen große Ähnlichkeiten auf. Warum dann nicht gleich zum Klassiker Skat greifen?

Weil sich Doppelkopf gegenüber Skat auszeichnet durch eine Besonderheit, die einen wirklich fordert: Doko, wir es kurz nennen, ist ein Partnerspiel. Jeweils zwei am Tisch müssen gemeinsam siegen oder verlieren, und das macht den Kick!

Wie finden sich die beiden Teams zusammen?

Ganz formal so: Die beiden, die nach dem Kartenausteilen je eine Kreuzdame in ihrem Blatt haben, sind die Re-Partei. Die anderen beiden sind das Contra-Duo.

Diese so wichtigen Kreuzdamen heißen in Ihrem Doko-Jargon »Die Alten«. Klingt ziemlich frauenverachtend.

Ach nee, bisher hat sich niemand darüber beschwert! (lacht)

Komischerweise dürfen sich diejenigen, die zu Beginn einer Partie eine Kreuzdame halten, in der Doko-Runde als Hüter der »Alten« gar nicht outen. Wie kommt dann überhaupt zusammen, was zusammengehört?

Sie müssen einschlägige Indizien sammeln. Und allein schon dieser Prozess fasziniert mich.

Darf ich potenziellen Doppelkopfpartnerinnen respektive -partnern vielleicht zublinzeln oder bedeutungsschwer seufzen?

Das ist verboten und wäre mindestens eine grobe Unsportlichkeit. Falls es vom Referee nicht sogar als »Kartenverrat« bewertet wird.

Wie kriege ich dann aber nun raus, ob ich Re oder Contra bin?

Eine Möglichkeit sind Ansagen. Wenn ein Spieler ein gutes Blatt hat, sagt er spätestens mit dem Legen seiner zweiten Karte »Re« oder »Contra«. Danach gilt es genau zu beobachten, um die Partnerschaften zu ermitteln.

Entsprechend nähert sich das Spiel dem richtigen Leben an. Oft wissen wir ja auch nicht, wen wir zu Freund oder Feind zählen müssen.

Da ist was dran. Doppelkopf ist eine spannende psychologische Übung, die Ihnen auch im Beruf und privat nützlich sein kann.

Kartenspiel war früher äußerst populär. In der jüngsten Zeit scheint es aber einen Einbruch gegeben zu haben.

Stimmt, aber wir steuern dagegen, bauen dafür auch gezielt den Onlinebereich aus. Auf diese Weise gewinnen wir zunehmend wieder auch jüngere Aktive.

Befürchten Sie nicht, dass das Internet das Interesse am Original noch mehr verdrängt?

Wir beobachten, dass reales und virtuelles Spiel einander ergänzen. Zumal der Hauptspaß am Doppelkopf die Geselligkeit ist, und die kann im Web nicht simuliert werden.

Doppelkopf war mal regelrecht angesagt. Fans verabredeten sich dazu per Bekanntschaftsanzeigen.

Doko hat sogar schon manche Ehe gestiftet. Auch ich habe meinen Mann übrigens am Kartentisch getroffen. Denn während eines Matches merken Sie ziemlich rasch, ob Sie sich auf Ihren Spielkompagnon verlassen können - was ja für eine eventuelle spätere echte Partnerschaft auch nicht unwichtig ist.

Wie aber kann sich da eigentlich so richtig Geselligkeit einstellen, wenn, wie Sie erläuterten, im Spiel selbst weder verbale noch nonverbale Botschaften erlaubt sind?

Das ist eine Gratwanderung. Sie müssen genau überlegen, was Sie sagen, ohne Ihre Karten zu verraten. Manche Spieler versuchen sich deshalb beispielsweise als permanente Kopfschüttler. Mein Standardkommentar dazu: »Mach’ ruhig weiter, am Abend hast du garantiert Kopfschmerzen!«

Der Zufall spielt eine wichtige Rolle im Doppelkopf. Was mache ich mit einem miesen Blatt?

Die Minuspunkte minimieren, auf lange Sicht gleichen sich Pech und Glück aus.

Kartenspiel rührt Emotionen auf. Gibt es Ausraster und lautstarke Skandale während eines Doppelkopfturniers?

Oh doch, die gehören dazu! Aber möchte ich ausflippen - weil vielleicht mein Partner die Partie verrissen hat -, kriege ich mich längst mit einem simplen Trick wieder ein: Ich verabschiede mich dann nämlich kurz mal auf die Toilette.

14./15.4. Qualifikationsturniere in Wesel, München und Celle für nationale Einzelmeisterschaft am 15./16.9. in Reinhardshagen;

27. - 29.4. 2018: Workshop in Übach- Palenberg (www.doko-verband.de );

Doko online: www.doppelkopfpalast.de

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