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Einwegverpackungen vermüllen die Stadt

Eine aktuelle Studie untersucht Ursachen und Maßnahmen gegen Littering im öffentlichen Raum

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist schnell passiert: Die Kippe achtlos auf den Boden geworfen, den Kaugummi auf die Straße gespuckt oder den Einweg-Kaffeebecher auf der Parkbank stehen gelassen. Littering, also das bewusste oder auch unbewusste Wegwerfen von Abfall im öffentlichen Raum, stellt ein immer größeres Problem dar. Besonders Einwegverpackungen tragen zunehmend zur Vermüllung der Städte bei.

Um diesem Problem auf den Grund zu gehen und geeignete Maßnahmen entwickeln zu können, hat die Humboldt-Universität (HU) im Auftrag der Berliner Stadtreinigung (BSR) und elf weiteren Stadtreinigungsbetrieben die Langzeitstudie »Wahrnehmung von Sauberkeit und Ursachen von Littering« durchgeführt, die am Mittwoch vorgestellt wurde.

Im Vergleich zu einer Sauberkeitsstudie aus dem Jahr 2005 wird Berlin laut aktueller Untersuchung insgesamt sauberer eingeschätzt. Auch die Arbeit der Reinigungsunternehmen wird besser bewertet. Die Wahrnehmung der Mängel hat sich dabei deutlich verschoben: Während Hundekot an Bedeutung verloren hat, werden neben Take-Away-Verpackungen vor allem Zigarettenkippen als problematisch wahrgenommen - obwohl sich deren Anteil an Littering-Objekten in den letzten zehn Jahren von 70 Prozent auf 35 Prozent halbiert hat. Demgegenüber ist der Anteil von Take-Away-Verpackungen von sechs auf 20 Prozent gestiegen.

»Hauptverursacher von Littering sind junge Erwachsene zwischen 21 und 30 Jahren«, so Projektleiterin Rebekka Gerlach. Als Gründe würden häufig Faulheit oder Gleichgültigkeit genannt - allerdings nur bei anderen. Auf das eigene Fehlverhalten angesprochen sind meist fehlende Mülleimer schuld. Besonders von Littering betroffen sind öffentliche Plätze und neuerdings auch Grillplätze. Generell gilt: Wo schon etwas liegt, kommt noch was dazu.

Die bisherigen Maßnahmen zeigten jedoch durchaus Wirkung, hebt Tanja Wielgoß von der BSR hervor. Mittlerweile würden seltener mehr Papierkörbe, sondern deren häufigere Leerung und sichtbare Platzierung gefordert. In Berlin sei man mit den knallorangenen Papierkörben gut aufgestellt, glaubt Wielgoß. Generell setzt man in der Hauptstadt mit kiezbezogenen Botschaften wie »Tempelhöflichst« oder »Friedrichsrein« weniger auf Sanktionierung als auf Humor. Hauptgrund für die häufig überfüllten Mülleimer seien die voluminösen Einwegverpackungen. Obwohl die Abfallkörbe auf dem Alexanderplatz, einem der vermülltesten Plätze Berlins, dreimal täglich geleert würden, quellten diese häufig über. Aus diesem Grund habe man neue, größere Behälter entwickelt.

Ein großes Problem sei auch die Vermüllung von Grünflächen, so Katherina Reiche vom Verband kommunaler Unternehmen. 300 000 Menschen würden sich in Berlin durchschnittlich in Parks aufhalten, dementsprechend viel Müll gebe es dort. Auch wenn die BSR zunehmend für Grünflächen zuständig sei, koste die Müllentsorgung viel Personal und Geld. Tanja Wielgoß von der BSR rät daher: »Fangen Sie bei sich selber an, wir sind alle Teil des Problems.«

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