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Die väterliche Ermahnung, keine Märchen zu erzählen, haben wir lässig in den Wind geschlagen. Das Zeitalter des Realismus ist vorbei, das der Realität sowieso. Juchhu! Die Emanzipation der Fiktion schlägt sich nicht nur in der unaufhaltsamen Ausbreitung von Fake News nieder, sie bewirkt noch ganz andere Wunder: Kürzlich erschien ein Gesprächsband mit dem Schriftsteller Clemens Setz, der seine Antworten jedoch gar nicht selbst gab, sondern von einem Algorithmus auswählen ließ. Ein Internet-Konzern ließ romantische Dichtung, die einem das Herz schmelzen lässt, durch Künstliche Intelligenz herstellen. Und just erreicht uns die Nachricht, dass die Welt dank »prädiktiver Textvervollständigung« mehr als 150 Jahre nach dem Ableben der Verfasser in den Genuss eines neuen Grimm’schen Märchens kommt. Man kann es sich mit einer App als »Einschlafgeschichte« herunterladen - und braucht, selbst wenn man nie wieder aufwacht, den Tod nicht zu fürchten. mha
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