Der K.o. ist abgewendet

Die deutsche Eishockeymannschaft verringert mit dem ersten WM-Sieg gegen Südkorea das Abstiegsrisiko und will sogar noch ins Viertelfinale

  • Kristina Puck, Herning
  • Lesedauer: 3 Min.

Ausflug statt Eishalle, Viertelfinalchance statt Abstiegsangst: Am freien Tag an der dänischen Ostküste beschworen Eishockeystar Leon Draisaitl und die verbliebenden Olympia-Silbergewinner die letzte Hoffnung auf ihr WM-Ziel. Nach dem abgewendeten Debakel schnauften die Nationalspieler am Donnerstag mal durch und sammelten bei einem Stadtbummel durch Aarhus Kräfte für die wohl letzte Chance auf das Erreichen der K.o.-Runde. Am Sonnabend ist ein Sieg gegen Lettland (12.15 Uhr/Sport1) notwendig, um doch noch ins WM-Viertelfinale einziehen zu können. »Es ist ein Endspiel für uns«, sagte Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB). »Wir sind im Rennen, es geht immer noch.«

Mit dem Coup von Gastgeber Dänemark am Mittwochabend in Herning gegen den zweimaligen Champion Finnland (3:2) sanken die Chancen auf einen Platz unter den Top Acht zwar noch einmal. Noch ist die K.o.-Runde aber auch mit bislang nur fünf Punkten aus vier Spielen möglich. »Wir können die Großen genauso ärgern, wenn wir an die Leistungsgrenze gehen«, sagte Stürmer Patrick Hager. Er ist sich aber der komplizierten Aufgabe bewusst, schließlich müsste wohl jedes der ausstehenden Vorrundenspiele gewonnen werden. Auch Bundestrainer Marco Sturm meinte, dass sich durch die Überraschung der Dänen »wenig verändert« habe: »Wir gehen unseren Weg weiter. Wir sind bereit.«

Neben einem Sieg über Lettland traut sich die Mannschaft auch die Überraschungen gegen den 26-maligen Weltmeister Kanada oder die starken Finnen zu. »Wir wollen alle Spiele gewinnen. Das Turnier ist noch nicht vorbei«, sagte Yannic Seidenberg. Bundestrainer Sturm ist da vorsichtiger. Dabei will der 39-Jährige genau dieses Denken seiner Spieler. Warum nicht auch die Großen schlagen? Damit führte er sein Team im Februar bei Olympia zu Siegen gegen Schweden und Kanada. Diesmal tritt Sturm aber öffentlich als Mahner auf. Wie sehr er auf das Viertelfinale schiele? »Das ist momentan kein Thema«, antwortete Sturm. »Lettland ist das Einzige, was uns interessiert.« Mit einem Sieg gegen die Letten würde sich die WM nach drei Niederlagen zum Auftakt doch noch ins Positive wenden, findet Sturm.

Nach vielen Absagen, Rücktritten und Verletzungen hat die Auswahl nicht die Klasse der vergangenen Turniere unter Sturm. Mit ernster Stimme fordert er dennoch, dass sich seine Mannschaft steigern müsse: »Es ist noch Luft nach oben. Wir müssen kompakter stehen. Wir lassen zu viele klare Torchancen zu.«

Selbstvertrauen für das Duell mit den Letten sammelte die Mannschaft beim 6:1 gegen Außenseiter Südkorea und dem ersten WM-Sieg. Mit der Sorge über den drohenden ersten sportlichen Abstieg seit neun Jahren muss sich das verjüngte Team vorerst nicht mehr beschäftigen. Den Schwung aus dem Auftritt gegen den wahrscheinlichen Absteiger wollen die Deutschen mitnehmen. »Das Zusammenfügen des Puzzles, es funktioniert jetzt«, sagte Reindl hoffnungsvoll. dpa/nd

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