Als es beim FC Bayern endlich wieder müllerte

Bei seinem Debüt in der Königsklasse machte Thomas Müller seinem Namen direkt alle Ehre

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Bei seinem Debüt in der Champions League gegen Sporting Lissabon gelang Thomas Müller direkt ein Tor.
Bei seinem Debüt in der Champions League gegen Sporting Lissabon gelang Thomas Müller direkt ein Tor.

»Müller spielt immer«, hat Louis van Gaal mal gesagt; ist schon ein paar Jahre her und doch eine Weisheit von zeitloser Wahrheit. Am Samstag erst war Thomas Müller im Finale der Major League Soccer zu besichtigen. Es hat nicht ganz gereicht für seine Vancouver Whitecaps gegen das von Lionel Messi angeführte Inter Miami, aber Müller hüpfte wie ein junges Reh durch die Hitze Floridas – er rannte so leidenschaftlich und viel wie kein anderer seiner Kollegen und hätte beinahe ein Tor geschossen. Allein der dichte Vollbart kündete davon, dass der ewige Lausbub des deutschen Fußballs im September schon seinen 36. Geburtstag gefeiert hat.

Bei seinem Debüt im europäischen Fußballzirkus war er gerade 19 und schoss dabei gleich ein Tor. Es handelte sich um das nicht mehr ganz so wichtige 7:1 des FC Bayern München im Achtelfinal-Rückspiel gegen Sporting Lissabon. Ebenjene Ansetzung steht an diesem Dienstag wieder auf dem Spielplan der Champions League, und bestimmt wird 8500 Kilometer weiter nordwestlich auch Thomas Müller vor dem Fernseher sitzen. Die Bande zu den Bayern sind auch nach dem Abschied im Sommer nicht gerissen. Gerade erst hat er in einem Interview von Münchens 17-jährigem Himmelsstürmer Lennart Karl geschwärmt, von dessen »erfrischender Art, seinen Toren und wichtigen Aktionen«. Es klang beinahe so, als spreche Müller in der Retrospektive über sich selbst.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

Der gelobte Karl dürfte auch am Dienstag gegen Sporting in der Startelf stehen. Thomas Müller musste sich im März 2009 ein wenig gedulden. Es war ein seltsames Spiel, nicht unbedingt getragen von großer Ernsthaftigkeit, was vor allem daran lag, dass die Bayern schon das Hinspiel bei Sporting 5:0 gewonnen hatten. Lukas Podolski schoss zwei seiner raren Bayern-Tore, Ersatzmann Jörg Butt langweilte sich im Tor, und selbst die Tribünen-Stammgäste Breno und José Ernesto Sosa durften mitkicken.

Die Zuschauer in der Münchner Arena hatten auch an einer B-Elf Spaß, vor allem, als Bayerns Trainer Jürgen Klinsmann einen 19-jährigen Debütanten aus der zweiten Mannschaft einwechselte. Dass es in jener 72. Minute besonders laut wurde, lag vor allem an dessen Namen. Endlich mal wieder ein Müller in München! Und was für einer! Erst legte er Mark van Bommel ein Tor auf, und kurz vor Schluss schob er den Ball aus kurzer Distanz ähnlich geistesgegenwärtig über die Linie wie früher sein Namensvetter Gerd. Es war das erste Müller-Tor für die Profis des FC Bayern seit gut 30 Jahren.

»Wir kennen sein Talent und sind dabei, ihn langsam aufzubauen«, sprach Jürgen Klinsmann, aber so weit sollte es nicht kommen. Im Viertelfinale der Champions League wurden die Münchner vom FC Barcelona vorgeführt, in der Bundesliga vom VfL Wolfsburg; und nach einer weiteren Niederlage daheim gegen Schalke war Klinsmanns Zeit abgelaufen. Müller hatte unter ihm nur noch eine einzige Minute spielen dürfen, in der Nachspielzeit in Bielefeld. Drei Monate später kam dann van Gaal nach München – und mit ihm die Erkenntnis, dass Müller immer spielt.

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