Trostpreis für Da-Vinci-Campus

Beim Deutschen Schulpreis ging Nauener private Bildungsstätte nicht gänzlich leer aus

Kein Unterrichtsausfall und Klassen mit maximal 24 Schülern. Zum privaten Leonardo-da-Vinci-Campus in Nauen gehören Kita, Grundschule, Gesamtschule, Gymnasium und Internat. Dahinter steht eine gemeinnützige GmbH. Mit den meisten staatlichen Bildungsstätten verglichen herrschen hier traumhafte Bedingungen. Aber das kostet auch etwas. Das Schulgeld wird immerhin gestaffelt nach dem Einkommen der Eltern berechnet. Der Höchstsatz liegt bei 300 Euro monatlich, der Einstiegsbetrag ist dagegen so niedrig angesetzt, dass auch Eltern mit geringem Einkommen ihre Kinder dorthin schicken können.

In Brandenburg genießt der in einem Gewerbegebiet angesiedelte Campus einen ausgezeichneten Ruf. Die Möglichkeit, von der Kita bis zum Abitur an einem Ort zu bleiben, erinnert an das Modell der Gemeinschaftsschulen, von denen sich linke Pädagogen und Politiker viel mehr wünschen. Mehrere Landtagsabgeordnete verschiedener Parteien hatten oder haben ihre Kinder auf dem Campus in Nauen untergebracht.

Der Leonardo da Vinci Campus gehörte nun zu den bundesweit 15 Schulen, die für den Deutschen Schulpreis 2018 nominiert waren. Der Preis wurde am Montag in Berlin vergeben - und ging an die evangelische Martinsschule in Greifswald, die 100 000 Euro erhielt. Kein Schulpreis in der Bundesrepublik sei höher dotiert, unterstrich die Robert-Bosch-Stiftung, die ihn seit 2006 zusammen mit der Heidehof-Stiftung vergibt. 2000 Schulen haben sich seitdem um den Preis beworben, 70 haben einen erhalten.

550 Kinder und Jugendliche besuchen die Martinsschule, die sich in einem Greifswalder Plattenbaugebiet befindet und vor 25 Jahren als Spezialschule für geistig Behinderte startete. Fast die Hälfte der Schüler hat Förderbedarf - der Durchschnittswert in Mecklenburg-Vorpommern liegt nur bei 10,8 Prozent - und trotzdem liegt die Martinsschule mit ihren Ergebnissen bei Vergleichsarbeiten und Abiturprüfungen über dem Landesdurchschnitt.

»Inklusion ist anstrengend, aber sie lohnt sich«, sagte Erziehungswissenschaftler Michael Schratz. Er ist Professor an der Universität Innsbruck und Sprecher der Jury des Deutschen Schulpreises. Während manche die Inklusion für gescheitert erklären, beweist die Martinschule das Gegenteil, würdigte Schratz. »Hier lernen alle Kinder und Jugendlichen erfolgreich unter einem Dach, ganz gleich ob mit oder ohne Handicap, Förderbedarf oder besonderer Begabung.«

Je 25 000 Euro gingen am Montag an die Gesamtschule Bremen Ost, die Franz-Leuninger-Schule im hessischen Mengerskirchen, die Gesamtschule Hannover-List, das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Münster und die Matthias-Claudius-Schule in Bochum. Das heißt allerdings nicht, dass der Da-Vinci-Campus leer ausgegangen wäre. Denn alle Nominierten bekommen wenigstens eine Anerkennung von 5000 Euro.

Satte 652 500 Euro Fördergeld aus einem kommunalen Infrastrukturprogramm des Landes Brandenburg hatte im November 2017 der rund 150 Mitglieder zählende Sportverein SV Leonardo da Vinci erhalten - für den Bau einer 1,1 Millionen Euro teuren Leichtathletikanlage mit Rasenspielfeld, die auch für den Sportunterricht der zum Campus gehörenden Privatschulen zur Verfügung steht. Den Zuwendungsbescheid übergab damals Bildungsministerin Britta Ernst (SPD).

Am Montag kam in Schönwalde-Glien die Grundschule »Menschenskinder« in den Genuss von 512 000 Euro aus dem kommunalen Investitionsprogramm, und die Grundschule »Im Glien« bekam 546 000 Euro. Die Zuschüsse fließen für die Verbesserung des Brandschutzes an den zwei Schulen. Im 2016 gestarteten und bis 2019 laufenden Förderprogramm sind 80 Millionen Euro für die Bildungsinfrastruktur vorgesehen. Neben Zuwendungsbescheiden übergab Ministerin Ernst in Schönwalde-Glien zwei neue Schilder mit der Aufschrift »Schule für gemeinsames Lernen«. Die 129 märkischen Schulen dieser Art seien wichtig, sagte sie. »Wir unterstützen mit Landesmitteln die notwendigen Umbauten für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf.«

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