Kein Wandern auf dem Eselsweg

Drachenfels im Siebengebirge soll vor dem Auseinanderbrechen gerettet werden

  • Petra Albers, Königswinter
  • Lesedauer: 3 Min.

Hoch über dem Rhein thront die markante Burgruine auf dem Drachenfels. Tausende Besucher genießen die Aussicht auf das prächtige Rheinpanorama bei Königswinter. Der bekannteste Wanderweg hoch auf das 321 Meter hohe Felsmassiv, der Eselsweg, ist jedoch seit über einem Jahr gesperrt - wegen Steinschlaggefahr. Seitdem laufen Sicherungsarbeiten. Eine Spezialfirma hat an den Felsen ein 50 Meter hohes Gerüst gebaut. Darauf steht Roland Strauß vom Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen und haut mit dem Hammer leicht an den Stein - sofort fallen kleine Stückchen herab. »Hier, das ist alles bröckelig«, sagt der Geologe. Er schlägt den Hammer gegen einen alten Felsnagel, der aus der Wand ragt: »Hören Sie? Hohl. Der hält nichts mehr fest.«

Schon Anfang der 1970er Jahre wurde im Auftrag des Landes NRW nach einem Steinschlag ein Sicherungssystem mit Felsnägeln und -ankern installiert, um den Drachenfels vor dem Auseinanderbrechen zu retten. Denn das Trachyt-Gestein des ehemaligen Steinbruchs, aus dem im Mittelalter Material für den Bau von Kirchen - darunter der Kölner Dom - abgebaut wurde, ist porös. »Wenn es dieses Sicherungssystem nicht gäbe, wäre der obere Teil samt Burgruine schon längst heruntergefallen«, meint Strauß.

Ende 2016 zeigten Messungen des Geologischen Dienstes, dass es Verschiebungen im Berg gegeben hatte. Die Bezirksregierung Köln sperrte als Sofortmaßnahme den Eselsweg. Es begann eine aufwendige Sanierung. »Das Schadensbild war viel größer als ursprünglich angenommen«, sagt Thomas Metz von der Bezirksregierung. Der ganze Fels ist dicht mit Pflanzen bewachsen. Erst als Arbeiter tonnenweise Erde, Efeu und Wurzelwerk entfernt hatten, wurden die Klüfte und Risse sichtbar, die sich im Laufe der Jahrzehnte gebildet hatten und das Felsmassiv durchziehen.

In einem ersten Bauabschnitt 2017 sind zwei wuchtige Felsanker von 16 und 25 Metern Länge durch den Stein getrieben worden, um ein Auseinanderbrechen zu verhindern. Sieben alte Anker wurden durch neue ersetzt. Die dicken Stahlstangen haben an beiden Enden Gewinde, mit denen sie angezogen und auf Spannung gebracht werden - ähnlich einer Gitarrensaite. Derzeit werden rund 170 Felsnägel ausgetauscht oder neu gesetzt. Sie halten das Gestein an kritischen Stellen zusammen. »Das ist, als wenn man ein Brett festnagelt«, sagt Manfred Fischer vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW.

Die Logistik an der Baustelle ist kompliziert. Nur ein kurviger asphaltierter Weg führt den Berg hinauf. Das Material muss mit Aufzügen oder über wackelige Treppen auf das Gerüst mit seinen mehr als ein Dutzend Etagen gebracht werden.

Wann der Eselsweg wieder freigegeben wird, ist unklar - wahrscheinlich erst 2019. Eigentlich sollte die Wanderstrecke Ende 2017 wieder begehbar sein. »Es dauert leider alles viel länger als geplant«, sagt Metz. Die ursprünglich kalkulierten Kosten, die vom Land NRW getragen werden, würden sich auf voraussichtlich rund drei Millionen verdreifachen. Schon 2011 musste der Eselsweg für drei Jahre gesperrt werden, nachdem ein Felsbrocken herabgestürzt war. Die Instandhaltung des Felsens wird ein Dauerproblem bleiben. »Wir können den Zerfall nicht verhindern, wir verlangsamen ihn nur«, so Metz. dpa/nd

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