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Rechtsgeschichte an Garagenwand

Sachsen-Anhalt: Reppichau hat sich einem besonderen Open-Air-Projekt verschrieben - jetzt wird es erweitert

  • Lesedauer: 2 Min.

Reppichau. Das Dorf Reppichau im Süden Sachsen-Anhalts erweitert sein Open-Air-Kunstprojekt zur mittelalterlichen Rechtsgeschichte. Auf einem rund 50 Meter langen Wandgemälde an einer Garagenzeile sind Szenen aus dem Sachsenspiegel, dem ersten deutschen Rechtsbuch aus dem 13. Jahrhundert, zu sehen. In dem 500-Seelen-Dorf zwischen Köthen und Dessau-Roßlau wurde der Verfasser des Sachsenspiegels, Eike von Repgow, geboren.

Die bislang recht unansehnliche Garagenwand sei durch die Kunstwerke kaum wiederzuerkennen, sagt der Vorsitzende des Reppichauer Fördervereins, Erich Reichert. In dem Dorf gibt es bereits zahlreiche Wandgemälde und Metallplastiken zum Sachsenspiegel, die nicht wenige Touristen in den Ort locken.

Das neue Kunstwerk sei fast fertig, sagt Reichert. Zu sehen seien Gemälde zu zahlreichen Volksgruppen, die früher in der Region heimisch waren - von Franken und Sachsen bis zu Schwaben und Thüringern. Sie alle würden im Sachsenspiegel erwähnt. Bei den Darstellungen habe man sich an den vier erhaltenen bebilderten Handschriften des Rechtsbuches orientiert: Heidelberger, Oldenburger, Dresdner und Wolfenbütteler Sachsenspiegel. Die Gemälde werden auch durch Texte ergänzt. Die Dachkante der Garagen zieren zudem Kunstwerke aus Metall, etwa die Wappen der Adelsgeschlechter der Askanier und Wettiner. Die Arbeiten seien von einem Reppichauer Kunstschmied gefertigt worden, erklärt Reichert. So sei die Garagenwand zu einem mittelalterlichen Burg-Ensemble umgestaltet worden. Sie liegt an der Straße der Deutschen Sprache, eine touristische Route, die durch Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen führt und auch Reppichau einbezieht.

Eike von Repgow schrieb den Sachsenspiegel zwischen 1220 und 1233. Die Urfassung ging verloren. Erhalten sind vier Bilderhandschriften und rund 450 handschriftliche Kopien und Fragmente. Der Adlige hatte mündlich überliefertes Recht aufgeschrieben und in Landrecht mit 234 Artikeln sowie dem damals wichtigen Lehnrecht mit 80 Artikeln unterteilt. Auch das moderne Recht basiert auf dem Sachsenspiegel. Unter anderem wurden Passagen aus dem Nachbarschaftsrecht ins Bürgerliche Gesetzbuch übernommen. dpa/nd

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