Nachtflüge nerven Anwohner

Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister verspricht Düsseldorfern, Airlines zur Rede zu stellen

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Düsseldorf. Wegen der stark gestiegenen Zahl von Landungen am späten Abend am Düsseldorfer Flughafen verlangt Nordrhein-Westfalens schwarz-gelbe Landesregierung nun von den Airlines Aufklärung. Nach einem Bericht der »Rheinischen Post« hat NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) deshalb das Management mehrerer Airlines wie Eurowings und Laudamotion zum Gespräch gebeten.

»Flugzeuge einzuplanen, die man nicht hat, führt zu Annullierungen und Verspätungen zum Schaden von Passagieren und Flughafenanwohnern«, erklärte der Minister am Sonntag im Kurznachrichtendienst Twitter. »Ich möchte wissen, wie das besser werden soll.« Im Mai hatte es laut Zeitung in Düsseldorf mit 313 Nachtlandungen so viele Landungen nach 23 Uhr gegeben wie noch nie in einem Mai.

Empörung auch in Frankfurt/Main

Frankfurt am Main. Die Frankfurter Stabsstelle für Fluglärmschutz kann nun auch auf eigene Messwerte zurückgreifen: Vor vier Wochen wurde im Stadtteil Sachsenhausen die erste Lärmmessstation der Stabsstelle eingeweiht. Bei der Eröffnung kritisierte der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) Verstöße gegen das Nachtflugverbot. Weder die Stadt Frankfurt noch die Landesregierung dürften sich weiter auf der Nase herumtanzen lassen, sagte er. Zuletzt hatte der Billigflieger Ryanair immer wieder mit nächtlichen Verspätungen für Unmut gesorgt. Am Frankfurter Flughafen herrscht in der Zeit von 23 Uhr bis 5 Uhr Nachtflugverbot. Fluglärmgegner fordern eine Ausweitung auf die Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr. dpa/nd

Eurowings, Marktführer am Düsseldorfer Flughafen, verwies auf europaweite Fluglotsenstreiks und Personalmangel bei der Flugsicherung als Verspätungsgründe. Ein Sprecher der »Initiative Kaarster gegen Fluglärm« sprach dagegen von bewusst herbeigeführten Verspätungen durch zu knapp geplante Umladezeiten in Düsseldorf und forderte ein striktes Nachtflugverbot von 22 Uhr abends bis 6 Uhr früh.

Wüst will erklärtermaßen insbesondere gegenüber Eurowings Klartext reden. »Man kann den Eindruck haben, dass die Umläufe so eng getaktet sind, dass Verspätungen billigend in Kauf genommen werden«, sagte er laut dem Zeitungsbericht im kleinen Kreis. Wenn Maschinen ausfielen, würden zu oft Ersatzmaschinen fehlen. Die Airlines müssten »ihre betrieblichen Abläufe so organisieren, dass Verspätungen die Ausnahme bleiben und nicht zur Regel werden«, zitiert die Zeitung den Minister. Schon im März hatte das NRW-Verkehrsministerium Eurowings aufgefordert, pünktlicher zu werden. Ein Eurowings-Sprecher verwies auf aktuelle Zahlen des Flughafens, nach denen Fluglotsenstreiks quer durch Europa und Personalengpässe der Flugsicherungen im Mai 2018 erstmals für mehr als 50 Prozent aller Verspätungen am Flughafen verantwortlich gewesen seien. »Das zeigt überdeutlich, dass nationale Flugsicherungen derzeit Verspätungstreiber Nummer eins sind und nicht Airlines, die unter diesen unhaltbaren Zuständen genauso leiden wie ihre Kunden«, sagte der Sprecher.

Der Sprecher der Bürgerinitiative wies dies zurück. In der Hauptsache lägen die Verspätungen keineswegs an schlechter Witterung und Streiks, wie vom Flughafen behauptet werde. In diesem Jahr habe es bis Ende Mai bereits 756 Flugbewegungen nach 23 Uhr in Düsseldorf und nur sieben Nächte ohne Landungen in der Stunde vor Mitternacht gegeben.

Nach der Pleite von Air Berlin habe Eurowings 3000 Mitarbeitern in Rekordzeit eine neue berufliche Per-spektive ermöglicht, schwerpunktmäßig an Standorten in Nordrhein-Westfalen, sagte der Sprecher der Fluglinie. Dauerstreiks und immer neue Sperrungen des Luftraums in Europa störten jedoch zunehmend den Flugverkehr und machten eine verlässliche Flugbetriebsplanung derzeit fast unmöglich. Eurowings habe bereits Reservekapazitäten und Puffer erhöht, Bodenzeiten verlängert, Blockzeiten angepasst. Wenn sich die Streiks in den Flugsicherungen nicht legten, müsse man diese Maßnahmen noch ausweiten. Sie gingen aber zulasten des Kundenangebots. dpa/nd

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