Undiplomatisch

Personalie

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist lange her, dass Boris Becker mit sportlichen Erfolgen von sich reden machte. Stattdessen drängt sich die ehemalige Tennislegende eher mit Affären, unglücklichen Fernsehauftritten und geschäftlichen Misserfolgen ins Licht der Öffentlichkeit, die er mittels unregelmäßig erscheinender Autobiografien und Erziehungsratgebern verzweifelt am Ball zu halten versucht. Bei seinem neuesten Coup dürfte ihm die öffentliche Aufmerksamkeit jedoch ausnahmsweise eher unwillkommen sein.

Seit der wegen Steuerhinterziehung vorbestrafte dreimalige Wimbledonsieger im vergangenen Jahr von einem Konkursgericht in London für zahlungsunfähig erklärt worden war, war der Wahl-Brite nicht müde geworden, seine Pleite vehement zu bestreiten. Um das in seinen Augen »sowohl ungerechtfertigte als auch ungerechte« Insolvenzverfahren zu einem Ende zu bringen, berief sich der 50-Jährige Ende vergangener Woche auf seine Funktion als Sportsonderattaché für die Zentralafrikanische Republik und machte diplomatische Immunität geltend.

Dass Becker seinen ehrenamtlichen Posten, den er erst vor zwei Monaten übernommen hat, als Vorwand nutzt, um seinen Gläubigern zu entgehen, ist fast schon ein so cleverer Schachzug, dass man bezweifeln könnte, dass er aus seiner eigenen Ideenkiste stammt. Aber eben nur fast. Am Montag meldete sich nämlich der Außenminister der Zentralafrikanischen Republik zu Wort und sprach ihm seinen angeblichen Diplomatenstatus kurzerhand ab: »Boris Becker ist kein offizieller Diplomat der Zentralafrikanischen Republik«, stellte Charles Armel Doubane unmissverständlich klar. »Wir wollen nicht, dass Boris Beckers inoffizielle Position für unser Land mit seinen finanziellen Problemen assoziiert wird«, so der Minister.

Fragt sich nur, was für den ehemaligen Sportstar schlimmer ist: Dass Doubane versichert hat, die Justiz bei jeglichen rechtlichen Verfahren gegen Becker in keiner Weise zu behindern, oder dass ausgerechnet ein Land, das zu den ärmsten der Welt zählt und seit 2013 im Bürgerkrieg versinkt, Angst vor einem Imageverlust durch ihn hat.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal