Vorreiterin

Personalie

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 2 Min.

Von Hürden und Widerständen hat sie sich noch nie sonderlich beeindrucken lassen: Ali Begum wagt es, in einer der konservativsten Ecken Pakistans bei den Wahlen am 25. Juli für einen Sitz im nationalen Parlament zu kandidieren - gegen 23 männliche Konkurrenten in ihrem Wahlkreis, der Kurram Agency in den zentral verwalteten Stammesgebieten (FATA) im Nordwesten des Landes, und als Unabhängige, also ohne eine Partei oder sonstige solide Basis. Begum hat mehr als Außenseiterinnenchancen. »Seit ich ein Kind war, habe ich meine Träume verfolgt. Ich war immer sehr entschlossen, meine Ziele zu erreichen«, sagte sie gegenüber der Tageszeitung »Express Tribune«. Das ist nicht das einzige renommierte Medium in Pakistan, das Begum mehrere Artikel gewidmet hat.

Begum hat mehr als einmal bewiesen, dass sie sich durchsetzen kann. Schon als einziges Mädchen an einer Jungenschule musste sie kämpfen. Zwar entstammt sie einer lokal recht gut situierten Familie, aber selbst in solchen Kreisen war es in ihren Jugendzeiten nicht üblich, Töchter für länger auf die Schule zu schicken. Später legte sie mit Bravour die Prüfung für den staatlichen Verwaltungsdienst ab - ihr Ehemann, der sich mit ihr für diese Laufbahn beworben hatte, scheiterte. Am Ende arbeitete sie knapp drei Jahrzehnte bis zu ihrer Pensionierung 2009 im Staatsdienst und kämpfte sich gegen Widerstände die Karriereleiter hoch. Nach ihrer Berufung zur Vizeverwaltungschefin eines Distriktes brachen Straßenproteste aus, ihre Ernennung wurde erst einmal zurückgenommen.

Mit ihrer Kandidatur will sie anderen Frauen ein Vorbild sein, sich nicht immer nur in den Hintergrund drängen zu lassen. Ali Begum ist keine Witwe, Tochter oder Schwester eines gestandenen Politikers oder sonst einflussreichen Mannes, wie es andere Kandidatinnen in Pakistan oft sind. Sogar ihre eigene Familie musste sie von ihrer Kandidatur überzeugen. So, wie sie in knapp sieben Jahrzehnten ihres Lebens viele überzeugt hat. Gerade FATA, eine der vielen »vergessenen« Regionen Pakistans, kann eine starke Stimme wie ihre sehr gebrauchen.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.