Rätselhaftes Sanddorn-Sterben im Nordosten

Mecklenburg-Vorpommern: Experten vermuten Pilzbefall als Ursache, doch auch Klimafaktoren kommen infrage

  • Iris Leithold, Ludwigslust
  • Lesedauer: 3 Min.

In Mecklenburg-Vorpommern droht ein Sanddorn-Sterben. Am Hochufer von Ahrenshoop seien bereits ganze Bestände tot, sagte Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) Anfang der Woche in Rostock. In Teilen Rügens sowie zwischen Börgerende und Heiligendamm stünden ebenfalls abgestorbene Sanddornsträucher. Schäden gebe es auch in den Sanddorn-Plantagen in den Landkreisen Ludwigslust-Parchim und Vorpommern-Greifswald. Dies sei dramatisch. »Wir müssen uns dieses Problems jetzt verstärkt annehmen«, sagte Backhaus.

Die genaue Ursache für das Phänomen ist nach Worten des Ministers noch ungeklärt. Erste komplett abgestorbene Sanddornpflanzen seien bereits im Sommer 2015 zu beobachten gewesen. Inzwischen seien teils großflächige Ausfälle zu verzeichnen. Zwischen Warnemünde und Wilhelmshöhe sei das Schadensausmaß geringer. Dort gebe es geschwächte oder abgestorbene Pflanzen in äußerlich vitalen Gesamtbeständen. Experten des Pflanzenschutzdienstes vermuten den Angaben zufolge, dass Pilzbefall schuld sein könnte. Backhaus wollte aber auch klimatische Faktoren nicht ausschließen.

Das Anbaugebiet der Sanddorn Storchennest GmbH in Ludwigslust, mit rund 120 Hektar eines der größten bundesweit, ist ebenfalls betroffen. Drei bis vier Hektar seien massiv befallen, sagte Frank Spaethe von dem Unternehmen. »Da kann man zusehen, wie die Sträucher absterben.« Wirtschaftliche Auswirkungen gebe es bislang nicht, Einbußen könnten aber in einigen Jahren eintreten, wenn betroffene Plantagen zur Ernte anstehen. Von einem Sanddorn-Strauch kann nur alle paar Jahre geerntet werden, dazwischen muss er sich erholen. »Die Fläche wird uns schon fehlen«, sagte Spaethe. Bei derv Sanddorn Storchennest GmbH werden in guten Jahren 70 Tonnen Beeren geerntet und bundesweit an Bio-Verarbeiter geliefert. Da unklar sei, was der Auslöser für das Sterben der Sanddorn-Sträucher sei, könne das Unternehmen erst einmal nichts weiter tun als zuzuschauen, so Spaethe. Die stark befallenen Plantagen könnten nicht einmal gerodet werden, weil der Biobetrieb in einem Förderprogramm zur Extensivierung sei. Backhaus sagte: »Wichtig ist jetzt ein umfangreiches Monitoring im Land mit zielgerichteten Probeentnahmen und -untersuchungen.« In der Diagnostik werde bereits mit dem Julius-Kühn-Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen und mit Laboren anderer Bundesländer zusammengearbeitet.

Backhaus stellte in Rostock die neue Ausgabe des Berichtes »Verbraucherschutz im Fokus« vor. Demnach hat das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) im vergangenen Jahr rund 665 800 Proben untersucht und ausgewertet. Der Löwenanteil mit mehr als 610 000 Proben entfiel auf die Tierseuchendiagnostik.

Außerdem seien mehr als 34 600 Proben im Pflanzenschutzdienst, 8308 Proben nach Fleischhygienerecht und 8050 Lebensmittelproben bei Erzeugern und Händlern genommen worden. Der Anteil der beanstandeten Lebensmittel habe bei 12,8 Prozent und damit im Schnitt der vorangegangenen Jahre gelegen. Das Gros der Beanstandungen (69,4 Prozent) bezog sich den Angaben zufolge auf nicht vorschriftsgemäße oder irreführende Angaben auf Verpackungen. dpa/nd

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