»Uns geht es um ein nachhaltiges Projekt«

IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler über eine anstrengende Woche beim Stahlhersteller ThyssenKrupp

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit dem Stahlgipfel der NRW-Regierung am Montag und einem Krisengespräch in Sachen ThyssenKrupp am Donnerstag liegt eine anstrengende Woche hinter ihnen. Wie bewerten Sie diese?

Am vergangenen Sonntag hätte ich noch nicht gedacht, dass ich die Woche am Freitag so positiv betrachten werde. Der Stahlgipfel war ein guter Aufschlag. Wir haben die wichtigen Themen besprochen, die wir im Stahl haben. Einschließlich der Frage, wie Transformationsprozesse und Weiterbildung im Stahl gestaltet werden können. Da sind wir zu einer sehr konkreten Verabredung gekommen. Eine Qualifizierungsanalyse wird durchgeführt und geschaut, wie man die Menschen mitnehmen kann. Am Anfang der Woche, kurz nach dem bedauerlichen Abgang von Vorstandschef Heinrich Hiesinger bei ThyssenKrupp war überhaupt nicht klar, wie sich die Woche entwickelt. Ich habe schon am Wochenende gefordert, dass sich Landesregierung und Krupp-Stiftung eindeutig für den Zusammenhalt des Konzerns positionieren. Das ist am Donnerstag im Gespräch bei Ministerpräsident Armin Laschet auch geschehen. Unter den gegebenen Voraussetzungen bin ich jetzt am Wochenende also zufrieden.

Knut Giesler

Knut Giesler ist IG-Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen, dem mitgliederstärksten Landesverband der Gewerkschaft. Der gelernte Energieanlagenelektroniker hat bereits einige wichtige Tarifabschlüsse für die Metall- und Elektroindustrie miterkämpft. Derzeit versucht er, die Beschäftigten bei ThyssenKrupp zu schützen.

Lange Zeit war Hiesinger scharf in der Kritik, jetzt bedauern sie seinen Abgang. Was hat sich geändert?

Man steht immer in einem Diskurs und dort auf unterschiedlichen Seiten. Aber insgesamt war Hiesinger ein verlässlicher Partner, dem am Ende auch immer bewusst war, dass es um eine Lösung für die Menschen gehen muss. Man kann ihm hoch anrechnen, dass es bei jeder Auseinandersetzung zu einer Lösung gekommen ist. Ein neuer Vorstandschef wird erst mal lernen müssen, welch gewichtiges Wort die Gewerkschaft in so einem Konzern hat und dass es immer darum geht, einen sozialen Ausgleich zu schaffen.

Wie zufrieden sind sie mit Guido Kerkhoff als Interimslösung an der Spitze von ThyssenKrupp?

Es bedarf jetzt Stabilität. Kerkhoff war in alle Szenarien eingebunden und stand an der Seite von Hiesinger, als es darum ging, den Konzern zusammenzuhalten. Deswegen ist es zum jetzigen Zeitpunkt eine gute Nachricht, dass er den Posten übernommen hat.

Die IG Metall und die Krupp-Stiftung haben sich angenähert. Wie stehen sie zum Brief von ThyssenKrupp-Mitarbeitern, die geäußert haben, dass es keine gemeinsame Lösung mit Ursula Gather als Stiftungschefin geben kann?

Ich habe klar und deutlich gesagt, dass die Stiftung mit uns in den Dialog treten muss. Das hat sie getan. Es gibt Äußerungen von der Stiftung, dass sie auch gegen eine Zerschlagung von ThyssenKrupp ist und das ist für uns entscheidend. Nachdem dort Gespräche geführt wurden, muss die Stiftung sehen, wie sie diesen Weg verfolgt. Wenn sie das mit Gather an der Spitze macht, dann ist das so.

Wie beurteilen sie die Einmischung von Finanzinvestoren wie Cevian, in der vergangenen Zeit?

Wir vertreten eine ganz andere Politik. Wer nur auf kurzfristige Rendite aus ist, wird mit uns immer ein Problem haben. Da ist mir auch egal, ob derjenige Cevian, Elliot oder sonst wie heißt. Uns geht es um ein nachhaltiges industrielles Konzept, das Beschäftigung sichert. Da sind wir bereit, mit allen zu sprechen. Wer andere Interessen hat, wird auf unseren Widerstand stoßen.

Beim Stahlgipfel mit Politik und Arbeitgebern ging es auch um die Montanmitbestimmung. Wie kann diese im 21. Jahrhundert aussehen?

Ich denke, dass sich gerade in dieser Zeit die Montanmitbestimmung bewährt. Es zeigt sich immer wieder, dass nachhaltigere Lösungen die besseren Lösungen sind. Die Mitbestimmung ist ein Erfolgsmodell und ich sehe immer mehr andere Länder zu uns herüber schielen und sich daran orientieren. Der eine oder andere Prozess mag in Deutschland zwar etwas länger dauern, dafür stimmen die Lösungen aber auch nachhaltig.

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