Orange macht Laune in Parks

Stadtreinigung säubert nun berlinweit fast 300 Hektar Grünflächen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die Leute freuen sich, dass wir hier sind«, sagt Doreen Löffler, während sie im Monbijoupark in Mitte festgetretene Kronkorken lockert. Sie ist Parkreinigerin bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). Im Juni hat das landeseigene Unternehmen die Reinigung der Grünfläche zwischen Oranienburger Straße und Spree vom Bezirk übernommen. Seitdem wird der Park mitten im touristischen Epizentrum der Hauptstadt täglich gereinigt. Die Ergebnisse sind durchschlagend: Waren im April noch knapp zwei Drittel der befragten Nutzer des Parks der Ansicht, dass dieser »eher dreckig« oder »sehr dreckig« sei, hielten ihn im Juni phänomenale 96 Prozent für »eher sauber« oder »sehr sauber«. Die Zahlen hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Stadtreinigung erhoben.

Für insgesamt 34 zusätzliche Flächen ist die BSR seit 1. Juni zuständig, es ist die zweite Stufe des Pilotprojekts Parkreinigung. Größer ausgerollt wurde es zunächst im Juni 2016 mit einem Dutzend Grünflächen, darunter einst besonders vermüllte Flächen wie der Görlitzer Park in Kreuzberg oder das Gebiet rund um den Fernsehturm.

Im Monbijoupark stechen sofort die leuchtend orangenen Mülleimer ins Auge, die Spalier entlang der Wege stehen. »Es sind eigentlich nicht mehr Mülleimer als vorher, sie fallen nur viel mehr auf«, erklärt BSR-Vorstandschefin Tanja Wielgroß. Es gebe immer wieder Diskussionen, ob die Müllbehälter nicht eher dezent sein sollen. »Die Erfahrung ist jedoch, dass sehr gut sichtbare Papierkörbe auch deutlich besser genutzt werden«, so Wielgroß. Doch am WM-Finalwochenende reichten auch diese nicht. Rund drei Kubikmeter Müll hatten sich außerhalb der dafür vorgesehenen Behältnisse angesammelt.

»Die Menschen leben viel stärker draußen als früher, dazu gibt es viel mehr Verpackungen«, sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). »Mit dem Projekt wollen wir die Lebensqualität der Anwohner auch an touristischen Hotspots erhöhen«, erklärt die Senatorin. Ein Anwohner widerspricht vehement, dass dies gelungen sei. »Sie müssen das Grillen verbieten, dann wird es auch viel weniger Müll geben«, fordert er.

Vom quirligen Park am Spreeufer führt die Pressetour am Montag schließlich zu einem Baulücken-Spielplatz auf der Schöneberger Roten Insel, an der Katzlerstraße. Auch dafür ist die Stadtreinigung nun zuständig. »Ich war mit meinen Kindern früher immer nur samstags auf dem Spielplatz«, berichtet BSR-Chefin Wielgroß. Denn sonntags, so erinnert sie sich, quollen die Mülleimer vor Windeln über. Inzwischen werde täglich um 6 Uhr früh gereinigt. Befragt hatte die BSR Nutzer eines nahe gelegenen Spielplatzes in der Neuen Steinmetzstraße. Waren im April 45 Prozent der Befragten zufrieden mit der Sauberkeit, schoss die Zahl im Juni auf 84 Prozent hoch.

Nach Übernahme einer neuen Fläche startet die Stadtreinigung zunächst eine Grundreinigung. »Vier Mann waren zweieinhalb Tage mit dem Spielplatz beschäftigt«, berichtet BSR-Meisterbereichsleiter Lothar Vandreike. Mit einer Freischneidemaschine wurde das ins Kraut geschossene Grün beseitigt. »Anschließend überlegen sie, ob sie nur harken oder den Boden gleich umgraben müssen, um den angesammelten Unrat beseitigen zu können.« Viele Flächen wurden jahrelang vernachlässigt.

»Scherben und Zigarettenkippen sind ein besonderes Problem auf den Spielplätzen«, sagt Wielgroß. Und natürlich von Drogenkonsumenten zurückgelassene Spritzen. Inzwischen seien die an den jeweiligen Schwerpunkten eingesetzten BSR-Beschäftigten mit speziellen Behältern für deren sichere Entsorgung ausgestattet. Es gebe auch Überlegungen, besondere Mülleimer für benutzte Spritzen aufzustellen. »Das ist allerdings ein sensibles Thema«, so Wielgroß. »Eltern sind nicht so begeistert, wenn ein besonderer Spritzeneimer auf dem Spielplatz montiert wird.«

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