Erardo Rautenberg ist verstorben

Der ehemalige Generalstaatsanwalt und Vorkämpfer gegen Rechtsextremismus starb nach schwerer Erkrankung

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam. Der ehemalige Brandenburger Generalstaatsanwalt Erardo Cristoforo Rautenberg ist tot. Der 65-Jährige sei in der Nacht zum Dienstag nach schwerer Krankheit gestorben, sagte der Sprecher des Justizministeriums, Uwe Krink. Rautenberg war von 1996 bis März 2018 Generalstaatsanwalt in Brandenburg und galt als engagierter Kämpfer gegen Rechtsextremismus.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte am Dienstag: »Brandenburg verliert mit Erardo Rautenberg einen leidenschaftlichen Juristen, aufrechten Demokraten und kämpferischen, kritischen Geist.« Die Linksfraktion würdigte Rautenbergs Engagement für einen kulturvollen Dialog in der Gesellschaft zu den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft.

»Er war ein großartiger Jurist, der sich historische Verdienste bei der Verfolgung von Unrecht in der DDR-Justiz und im Kampf gegen den Rechtsextremismus erworben hat«, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt in Neuruppin, Wilfried Lehmann. Lehmann war von 2008 bis 2015 Rautenbergs Stellvertreter. Rautenberg habe dafür gesorgt, dass das DDR-Justizunrecht nach Kategorien der Menschenrechtskonvention verfolgt wurde. »Zu seinen Verdiensten gehört auch die Einsicht, dass man den Rechtsextremismus nicht nur mit juristischen Mitteln bekämpfen kann, sondern dabei die Zivilgesellschaft mitnehmen muss«, sagte Lehmann. Zuletzt hatte sich Rautenberg im Frühjahr 2017 als Zeuge im NSU-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags auch mit dem Landesverfassungsschutz angelegt. Er äußerte die Vermutung, dass die Behörde die Aufklärung der Anschlagsserie einer »Nationalen Bewegung« in Brandenburg in den Jahren 2000/ 2001 behindert habe. Als Indizien wertete er, dass der Verfassungsschutz sich gegen eine Übernahme das Falls durch den Generalbundesanwalt ausgesprochen habe. Zudem sei ein Durchsuchungstermin verraten worden.

Rautenberg war im vergangenen Jahr bei der Bundestagswahl noch als Direktkandidat der Sozialdemokraten im früheren Wahlkreis von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Brandenburg/Havel angetreten. Kurz nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur wurde bei ihm eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert. Er konnte daher nicht mehr aktiv am Wahlkampf teilnehmen und unterlag der CDU-Kandidatin Dietlind Tiemann. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal