Premier der Generäle?

Personalie

  • Daniel Kestenholz
  • Lesedauer: 2 Min.

Endlich scheint er am Ziel. Imran Khan, 65, hätte auch ein geruhsames Leben wählen können. Der einstige Cricketstar und Liebling der Massen heiratete 1995 die steinreiche Jemima Goldsmith, Tochter von Sir James Goldsmith, damals einem der reichsten Männer der Welt. Der in Oxford ausgebildete Khan galt als Playboy, internationale Medien waren hinter ihm her, Pakistan lag ihm zu Füßen. Bis der charismatische Aristokrat das zerrüttete politische System in seiner Heimat herauszufordern begann und versprach, eine neue Generation von »sauberen« Politikern aufzuziehen.

1996 brachte Khan seine Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) an den Start, mit ihm als einzigem Kandidaten. 2002 gewann er einen Sitz, die Wahlen 2008 boykottierte er nach einer Woche in Haft, 2013 unterlag er Sharif. Schon nannte man ihn scherzhaft »Imran Khan’t«, Imran kann’s nicht. Jetzt scheint sich das Blatt zu wenden. Die früheren korrupten Führer Pakistans sind Geschichte: Benazir Bhutto ist tot, Nawaz Sharif in Haft, Perez Musharraf im Exil. Khan liegt bei der Auszählung von Pakistans Parlamentswahlen vom Mittwoch vorn. Für seine PTI zeichnet sich ein epischer Wahlsieg ab, Khan erklärte sich zum Wahlsieger. Und gleich werden Vorwürfe des Wahlbetrugs laut. Khan bestreitet, der bevorzugte Kandidat des Militärs zu sein und dass der Geheimdienst hinter den Kulissen die Fäden gegen seine Kontrahenten zieht.

Inzwischen zum dritten Mal verheiratet - mit Bushra Wattoo, seiner spirituellen Beraterin und Mutter von fünf Kindern - gibt sich Khan als guter Muslim, der Liberalismus verteidigt und gleichzeitig auch antiwestliche Gefühle schürt, wenn es um die Einmischung in die inneren Angelegenheiten Pakistans geht. Er verurteilt lautstark die US-Drohnenschläge gegen Kämpfer in Pakistans Stammesgebieten und versteht sich gut mit Militärchef Qamar Javed Bajwa - der, so Khan, »wahrscheinlich pro-demokratischste Mann, den wir je gesehen haben«. Kommt Khan an die Macht, wird er die Vorwürfe nicht loswerden, Nutznießer eines stillen Coups zu sein.

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