Sebastian Brendel bleibt der »König der Kanuten«

Bei den Weltmeisterschaften in Portugal triumphiert der Potsdamer Canadierfahrer zum vierten Mal in Folge über 1000 Meter

  • Erik Roos, Montemor-o-Velho
  • Lesedauer: 3 Min.

Sebastian Brendel streckte vier Finger in den Himmel, dann genoss der alte und neue »Kanukönig« gerührt die Nationalhymne: Mit dem vierten WM-Titel in Folge schrieb der »unkaputtbare« Potsdamer auf der olympischen Canadier-Distanz von 1000 Meter ein Stück Geschichte. »Ich bin einfach nur stolz und glücklich. Es ist nicht einfach, das jedes Jahr aufs Neue zu schaffen«, sagte Brendel, als die ersehnte Goldmedaille endlich um seinen Hals baumelte.

Dabei sah Brendels Start-Ziel-Sieg im portugiesischen Montemor fast schon spielerisch einfach aus. Gleich zu Beginn übernahm er die Führung, was eher ungewöhnlich für den 30-jährigen Routinier ist. »Ich dachte, ich schocke die Gegner mal ein bisschen. Das hat sie nervös gemacht«, sagte der dreimalige Olympiasieger. Tatsächlich geriet der Sieg nicht mehr in Gefahr - auch weil der vom Linkspaddler Brendel so gefürchtete Rechtswind eine Pause machte.

So wuchteten Brendels Dauerrivalen Martin Fuksa (Tschechien) und Isaquias Queiroz (Brasilien) den Dominator aus Deutschland auf dem Siegertreppchen in die Höhe. »Er ist der absolute König«, sagte Fuksa anerkennend. Der 25-Jährige hatte alle vorherigen 1000-Meter-Rennen der Saison gewonnen, darunter beim Weltcup in Duisburg sogar mit mehr als drei Sekunden Vorsprung auf Brendel. Beim wichtigsten Start des Jahres aber war der Potsdamer wieder voll da.

Brendel ist erst der dritte Rennkanute, dem vier WM-Siege in Serie auf der wichtigsten Canadier-Distanz glückten. Vor ihm hatten das nur der Neubrandenburger Andreas Dittmer (2001 bis 2005) und der Lette Ivan Klementiev geschafft, dessen Rekord von fünf Titeln in Serie (1989 bis 1994) Brendel 2019 einstellen kann. »Jeder denkt, dass es normal ist zu gewinnen. Aber das ist harte Arbeit«, sagte Brendel, der zudem noch zur Silbermedaille über die nicht-olympische 500-Meter-Distanz kam.

Gut möglich also, dass Brendel auch 2020 in Tokio zum dritten Mal in Folge Olympiagold holt. Ein solches Kunststück ist noch keinem Canadierfahrer gelungen. Brendel wäre dann endgültig im Kanuolymp. »Sebastian wird inzwischen sogar auf der Straße erkannt. Das passiert in unserem Sport sonst nur der achtmaligen Olympiasiegerin Birgit Fischer«, sagt Verbandspräsident Thomas Konietzko. Fischer war 2005 mit 43 Jahren zurückgetreten.

Brendel hat mit seinen 30 Jahren noch lange nicht genug. »Ich bin stolz, den Titel nun zum vierten Mal in Folge gewonnen zu haben«, sagte der seit 2014 auf dieser Strecke bei den WM ungeschlagene Champion. »Auf dem Wasser hat alles geklappt, zwischendurch konnte ich sogar etwas runterschalten. Das hat Spaß gemacht.« Klingt so, als denke der »Kanukönig« noch lange nichts ans Abdanken.

Nach Brendels Goldfahrt hatte auch Max Rendschmidt aus Essen allen Grund zur Freude: Der 24-Jährige feierte mit dem zweiten Platz im Kajak-Einer über 1000 m seine erste WM-Medaille im Einer. Er musste sich nur dem Lokalmatador Fernando Pimenta geschlagen geben. Überraschend war die Bronzemedaille für Jasmin Fritz (Magdeburg) und Steffi Kriegerstein (Dresden) im Kajak-Zweier über 500 m. In der nicht-olympischen Disziplin Kajak-Zweier über 200 m holten Franziska Weber (Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig) eine weitere Goldmedaille.

Am Schlusstag sorgte in den olympischen Finals der Kajak-Vierer der Männer über 500 m mit Max Rendschmidt (Essen), Ronald Rauhe (Potsdam), Tom Liebscher (Dresden) und Max Lemke (Leipzig) für das vierte Gold für das deutsche Team, das damit in vier der zwölf olympischen Klassen die Titel holte und mit insgesamt sechs Medaillen seine Vormachtstellung unterstrich. SID/nd

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