Promovieren an einer Fachhochschule

Wissenschaftsministerium gibt ab 2019 jährlich 3,1 Millionen Euro für ein Zukunftsprogramm aus

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Es soll in Zukunft leichter gemacht werden, auch an einer Fachhochschule zu promovieren. Damit und mit weiteren Maßnahmen im Rahmen eines Zukunftsprogramms will Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) die Attraktivität und die Studierendenzahlen an den Fachhochschulen des Landes erhöhen. Die hohen Raten an Studienabbrechern und mangelnde Eignung vieler Bewerber werden dadurch aber kaum berührt.

Sie setze »deutschlandweit einmalige Impulse und Maßstäbe«, beteuerte die Ministerin, als sie am Montag das Zukunftsprogramm präsentierte. Nötig sei es, die Attraktivität für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu stärken, die Wettbewerbsfähigkeit der Forschungsvorhaben zu steigern und auch die Studierendenzahlen. Auf Nachfrage sagte Münch, sie könne sich einen maßvollen Zuwachs von derzeit rund 48 000 Studierenden an den Universitäten und Fachhochschulen Brandenburgs auf 52 000 vorstellen. Ihr zufolge lassen sich derzeit 13 5000 Studierende an den Fachhochschulen in Wildau, Eberswalde, Brandenburg/Havel oder Potsdam ausbilden.

Konkret will die Ministerin die Durchlassfähigkeit der Fachhochschulen für junge Menschen hin zur Promotion erhöhen. Während dies bislang nur im Ausnahmefall und abhängig von der Gutwilligkeit einer kooperierenden Universität geschieht, soll das Mitspracherecht der Fachhochschulen bei der Themenwahl gestärkt werden.

Weiterhin will die Ministerin zur »Profilbildung« der Fachhochschulen beitragen, indem sie die Arbeitsbedingungen der Professoren dort verbessert. Dies geschieht nicht zuletzt unter dem Eindruck erheblich gewachsener Konkurrenz, räumte die Ministerin ein. Allein in Nordrhein-Westfalen seien in jüngster Zeit vier neue Fachhochschulen mit zusammen 11 000 Studienplätzen entstanden.

Der Präsident der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Wilhelm-Günther Vahrson, sagte, die Bewerbungen für frei werdende Stellen ließen oft zu wünschen übrig. Wenn es überhaupt Bewerber gebe, seien sie oft alle so ungeeignet, dass man sich für keinen entscheide und die Stelle freihalte. Ulrike Tippe, Präsidentin der Technischen Hochschule Wildau, ergänzte, bei den pädagogischen Fähigkeiten der Bewerber trenne sich die Spreu vom Weizen. Es sei wichtig, dass das Lehrpersonal einen »Draht« zu den Studierenden finde.

Die Erwartungen, was Fachhochschulen bei Lehre, Forschung und Wissenstransfer leisten sollen, sind in den letzten Jahren stark gestiegen, sagte Tippe. »Allerdings haben sich die internen Strukturen und personellen Ressourcen nicht adäquat mitentwickelt.«

Darauf reagiert das Wissenschaftsministerium mit dem Zukunftsprogramm. Vorgesehen ist ab 2019 die Zahlung von jährlich 3,1 Millionen Euro. Außerdem ermöglicht das Bundesland 22 Planstellen für zusätzliche Professuren. Hinzu kommen noch einmalig 2,4 Millionen Euro für hochschulübergreifende Forschung und für die die Erstausstattung der neuen Stellen. Um die Mittel und Stellen bewerben können sich die vier Fachhochschulen in Wildau, Eberswalde, Brandenburg/Havel und Potsdam sowie die Technische Universität Cottbus-Senftenberg, die aus der Verschmelzung der Universität Cottbus mit der Senftenberger Fachhochschule Lausitz entstanden ist.

Das neue Programm bietet nach Ansicht von Tippe »eine große Chance, die entstandenen Defizite zu kompensieren«.

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