Macherding oder Hosentasche

Warum posen Politiker neuerdings oft mit verschränkten Armen auf Wahlplakaten?

  • Lesedauer: 2 Min.

München. Markus Söder tut es, Katharina Schulze tut es, Natascha Kohnen tut es: Sie verschränken auf Wahlplakaten die Arme. »Das scheint gerade ein Trend zu sein«, sagte Körpersprache-Coach Martin Doll vom Münchner Anbieter »Materne Training« der dpa. Dabei könne die Pose abwartend, zurückgenommen oder gar ängstlich wirken. »Das ist aber ja auf Plakaten nicht gewollt.«

Eine andere Interpretationsvariante sei: »Ich habe etwas erreicht. Ich bin ein Macher.« So funktioniere auch eine Baumarktwerbung, in der ein Mann hart arbeitet und am Ende mit verschränkten Armen das vollbrachte Werk betrachtet. Gerade bei Ministerpräsident Söder drücke die Pose das ganz klar aus. »Das wird noch verstärkt durch die zurückgelehnte Körperhaltung«, sagte Doll. Zudem nehme Söder den Kopf leicht hoch. »Da trifft auch die Beschreibung ›hochnäsig‹ zu.«

Während der Körpersprachetrainer »das Macherding« bei Söder aber für überzogen hält, wirke die Haltung bei der Grünen-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, Schulze, eher unentschlossen. »Die Arme sind nur locker zusammengeschlagen«, erklärte Doll. Die Geste müsse zur Person passen, betonte der Coach. So würde sie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach seiner Einschätzung nicht abgenommen. »Ihr wirft man ja gerade vor, dass sie zu wenig macht.«

SPD-Spitzenkandidatin Kohnen habe hingegen auf manchen Wahlplakaten die Hände in den Hosentaschen - allerdings nur halb reingesteckt. »Das ist der Versuch, lässig zu wirken«, sagte Doll. »Es wirkt aber unsicher.« Generell sei umstritten, ob eine Hand in der Hosentasche unsympathisch oder locker wirke.

Allgemein gebe es nicht die perfekte Haltung, sagte der Experte. Gut sei, Offenheit zu zeigen. »Nach dem Motto: Wenn du Ideen hast, gib’ sie mir, ich mache das dann.« Doll stellte aber auch klar: »Körpersprache entsteht immer von innen. Wenn ich von außen gesagt bekomme, wie ich mich verhalten soll, wirkt das meistens aufgesetzt.«

Mit Blick auf Wahlplakate nannte Doll als Positivbeispiel die oft verspotteten Ablichtungen von FDP-Chef Christian Lindner zur Bundestagswahl. »Da war Dynamik drin, wenn auch etwas überzogen. Wichtig ist: nicht einfach nur dastehen, sondern etwas tun.« dpa/nd

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