Werbung

Ehrenamt ist Ehrensache

In Berlin boomt das freiwillige soziale Engagement - Zuwachs gibt es vor allem wegen der Hilfe für Geflüchtete

  • Lesedauer: 2 Min.

Ob Suppenküchen für Obdachlose, Kinderheime oder Kleiderkammern - für viele soziale Einrichtungen sind Ehrenamtliche unverzichtbar. Während in ländlichen Regionen immer mehr gemeinnützige Vereine aufgrund von Abwanderung und fehlendem Nachwuchs verschwinden, scheint in Berlin das Interesse an Ehrenämtern noch zu wachsen.

«Man kann davon ausgehen, dass Berlin von der Zuwanderung aus den ländlichen Gebieten profitiert», sagt Patrick Gilroy. Er ist Mitverfasser einer aktuellen Studie zum Thema. Dass sich in Berlin wieder mehr Menschen sozial engagieren, macht sich etwa beim Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement bemerkbar. Dort haben sich rund 83 Mitgliedsorganisationen zusammengeschlossen, die insgesamt über 90 000 Ehrenamtliche in ihren Reihen haben. «Das Interesse an der ehrenamtlichen Arbeit wächst weiterhin. Nur die Themen haben sich verändert», sagt Geschäftsstellenleiterin Carola Schaaf-Derichs. Vor allem in dem Bereich Flüchtlingshilfe seien viele neue Freiwillige gewonnen worden. «Besonders junge Menschen fragen sich, was sie neben dem Studium oder dem Beruf für die Gesellschaft tun können», sagt Schaaf-Derichs. Über 60 Prozent der Anfragen bekomme das Landesnetzwerk von 20- bis 30-Jährigen.

Auch bei der Berliner Stadtmission ist die Zahl der Ehrenamtlichen gestiegen. Während sich dort im Jahr 2013 noch 900 Menschen engagierten, seien es aktuell 1600, wie Henriette von Wulffen, stellvertretende Leiterin der Stabsstelle Ehrenamt mitteilte. Darüber hinaus würden sich viele kurzfristig engagieren.

Die Berliner Aids-Hilfe spricht ebenfalls von ungebrochener Nachfrage. «Nur die Dauer der Mitarbeit ist rückläufig. Viele im Alter unter 30 hören schon nach einem Jahr auf», sagt Sprecher Jens Peterssen. Derzeit zähle der Verein rund 220 ehrenamtliche Mitarbeiter. «Ohne sie könnten wir unsere Arbeit nicht bewältigen», sagt Peterssen. Zunehmend würden sich auch Flüchtlinge für eine freiwillige Mitarbeit interessieren, mindestens fünf packten bereits mit an. Sie arbeiteten unter anderem in einem Café, das rein ehrenamtlich betrieben wird.

Ein Großteil der Berliner Ehrenamtlichen ist im Sportbereich tätig. «Aktuell zählen wir rund 60 000 ehrenamtliche Mitarbeiter im Sport, die schätzungsweise 16 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr leisten, berichtet Oliver Weiß, Sprecher des Landessportbundes Berlin. »Aber auch wir sind von der Tendenz betroffen, dass sich immer weniger Ehrenamtliche langfristig binden und eher kurzfristig Aufgaben übernehmen.« dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal