Ironie
Lexikon der Bewegungssprache
In dem neuen linken Online-Magazin »Supernova« wird aktuell über Mode und politisches Engagement geschrieben. Die Diskussionen bei Facebook, Twitter oder auch in einschlägigen linken Kneipen drehten sich im Anschluss der ersten Veröffentlichungen darum, welche Klamotten und Turnschuhe wohl die richtigen seien und ob es nicht viel wichtigere Themen geben würde als Mode. Es wird debattiert über die Produktionsbedingungen der Kleidung, über Szene-Codes und ob das »nd«, zu dem »Supernova« gehört, jetzt versucht, Jugendliche ansprechen und »cool« zu werden.
Ohne Zweifel sind das alles diskussionswürdige Themen. Aber wenn man sich die Form der Beiträge ansieht, wird eines deutlich: eine Ernsthaftigkeit, ja Spießigkeit, die die völlige Humorlosigkeit und Ironiebefreitheit der Linken aufzeigt. Meine Güte, müssen sich da Menschen getroffen fühlen. Viele Linke scheinen bei Themen, die sie selbst direkt betreffen - wie es Mode wohl ist - eine dünne Haut zu haben und keinen Spaß zu verstehen. Ironische Zwischentöne und feiner Spott gehören nicht zum Repertoire der Linken. Im Kapitalismus ist zwar das meiste doof und als Revolutionär*in muss man - so die vorherrschende Sicht - für seine Handlungen heroisch einstehen. Es wäre aber doch wunderbar, wenn Linke auch mal über sich selber lachen könnten. Vielleicht würden sie dadurch anschlussfähiger, als es über jeden Szenecode je möglich würde. chw
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