Richtig schreiben von Anfang an

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit den Rechtschreibleistungen brandenburgischer Schüler ist Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nicht zufrieden. Ein Erlernen des Schreibens nach der Methode »Schreibe erst einmal, wie du willst« lässt sie verbieten, teilte Ernst am Mittwoch mit, als sie das erste Jahr in ihrem Amt bilanzierte. Rund 35 000 Kilometer habe sie bei Schul- und Kita-Besuchen im Bundesland zurückgelegt, und als Hamburgerin sei ihr die eher norddeutsche Mentalität der Brandenburger durchaus vertraut, verriet sie bei dieser Gelegenheit.

Sowohl die Lese- aus auch die Rechtschreibleistungen seien in den vergangenen Jahren messbar besser geworden, Brandenburg gebe sich jedoch nicht mit seinem Platz im Mittelfeld der Bundesländer zufrieden, erklärte Ernst. Weil 12,5 Prozent der Schüler beim Lesen und 23,2, Prozent in der Rechtschreibung nicht den Mindeststandard erfüllen, sollen nun Maßnahmen im neuen Rahmenlehrplan verankert werden. Die Schulen müssten sich künftig für die Vermittlung von Orthografie mehr Zeit nehmen. Das lasse sie auch kontrollieren, sagte Ernst. Wichtig sei, das künftig die Rechtschreibfehler nicht allein im Fach Deutsch, sondern in allen Schulfächern korrigiert werden. So würde eine ungenügende Rechtschreibung auch die Punktezahl in Abiturarbeiten anderer Fächer senken.

Keine Zukunft haben soll die Methode »Lesen durch Schreiben«, bei der die Kinder erst einmal unkorrigiert losschreiben, weil das Verbessern fehlerhafter Texte ihre Freude am Schreiben dämpfen würde. Wenn Eltern Texte ihrer Kinder lesen, die von Fehlern nur so strotzen, »macht sie das nervös«, weiß Ernst. Es habe sich herausgestellt, dass diese alternative Methode des Schreibenlernens gerade bei lernschwachen Kindern keineswegs am Ende eine Verbesserung der Diktatleistungen nach sich ziehe.

Mit Blick auf die Landtagswahl am 1. September 2019 sagte Britta Ernst, sie wolle als Bildungsministerin in Brandenburg auch künftig Verantwortung tragen. Das strebe sie an. Um ein Landtagsmandat werde sie sich allerdings nicht bemühen.

»Britta Ernst eilte der Ruf einer versierten Bildungspolitikerin voraus, und sie macht ihre Sache tatsächlich ganz gut«, lobte die Landtagsabgeordnete Marie Luise von Halem (Grüne). Im Bildungsressort stünden allerdings weiterhin »Mammutaufgaben« an. »Bei der Digitalisierung kommen wir nur in Trippelschritten voran, und auch bei der Qualifizierung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern in den Schulen ist noch viel zu tun.«

Brandenburg musste zwar zuletzt weniger Seiteneinsteiger einstellen als Berlin. Ganz ohne sie kommt es aber auch nicht aus.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal